Autobiografie von Gert Voss

Ich bin kein Papagei

In wenigen Tagen feiert Burgtheater-Star Gert Voss seinen 70. Geburtstag. Zu diesem Anlass hat Gert Voss im Styria-Verlag nun eine Autobiografie vorgelegt, die er am Freitag, 23. September 2011 im Burgtheater präsentieren wird.

Mittagsjournal, 22.09.2011

Morddrohungen des Publikums

Inzwischen lieben ihn schon alle, den Gert Voss. Kaum zu glauben, wenn man an seine Anfänge am Burgtheater zurückdenkt. Damals schickten ihm empörte Wiener per Post Geschenkpakete mit fäkaler Füllung, weil er als Teil der Peymann-Camarilla galt, auch vor Morddrohungen schreckten Teile des Wiener Publikums nicht zurück, wie sich Voss in seiner Autobiographie erinnert.

Das alles ist lange her, und die Lust am Theaterspielen hat Gert Voss - inzwischen zum "Kammerschauspieler" geadelt - nicht verloren: "Ich habe große Lust, Leuten etwas vorzumachen. Ich möchte die Leute in den Sog meiner Geschichte ziehen. Und das geht nur darüber, dass ich so bin, dass sie anfangen, mir das zu glauben. Und da ist mir jedes Mittel recht."

Kindheit in Shanghai

In seinen Memoiren, die Gert Voss zusammen mit Gattin Ursula verfasst hat, blickt der Schauspieler auf seine Kindheit in Shanghai zurück, wo er 1941 als Sohn einer deutschen Kaufmannsfamilie geboren wurde. Voss erinnert sich an das "Nanking"-Kino und den "Crystal Palace" von Shanghai, in dem er Filme mit Douglas Fairbanks Jr. und Willy Fritsch gesehen hat.

Er erinnert sich an die erste Theatervorstellung seines Lebens: Die Eltern haben ihn und seinen Bruder nach der Rückkehr ins zerbombte Deutschland ins Hamburger Thalia-Theater geschleppt, um den "Gestiefelten Kater" zu sehen. Voss fand das zutiefst langweilig. Über ein Kirchenkabarett in Wasserburg am Bodensee führte sein Weg dann aber letztlich doch auf die Bühne. Seiner Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Claus Peymann, Peter Zadek, George Tabori und Luc Bondy widmet Voss spannende Reminiszenzen in seiner Autobiographie.

Braucht man einen Regisseur?

"Ich will mal so sagen: Ein Regisseur wäre nichts ohne Schauspieler", so Voss. "Ein Schauspieler wiederum könnte alleine - denken Sie an einen großen Clown - spielen, der braucht keinen Regisseur. Ich bin aber der Meinung, wenn mehr als zwei Leute auf der Bühne stehen, dann braucht man einen Regisseur. Und selbst wenn man alleine auf der Bühne steht, braucht man unten jemanden, der einem sagt, ob das so runterkommt oder nicht."

Gert Voss hat als Schauspieler alles erreicht, was man als Schauspieler erreichen kann. An seine Anfangsjahre am kulturumkämpften Burgtheater denkt er nur noch selten zurück: "Es gab immer welche, die mich schlichtweg nicht mochten, und andere mochten mich."

Es gibt heute eigentlich niemanden mehr, der Gert Voss nicht mag.

Service

Gert Voss, "Ich bin kein Papagei. Eine Theaterreise - Aufgezeichnet von Ursula Voss", Styria-Verlag

"Ich bin kein Papagei. Eine Theaterreise", Buchpräsentation mit Gert Voss und Hermann Beil, Freitag, 23. September 2011, 20:00 Uhr, Burgtheater

Burgtheater
Gert Voss