Uraufführung am Bregenzer Kosmos Theater
Sekten-Stück "McFamily"
"McFamily oder: Du glaubst nicht mehr an dich, als wärst du Gott" heißt ein Stück von Philipp Preuss, das am Donnerstag, 6. Oktober 2011, im Theater Kosmos in Bregenz uraufgeführt wurde. Der 37-jährige Vorarlberger ist ein künstlerisches Multitalent. "McFamily" ist sein erstes abendfüllendes Stück. Für die Regie zeichnet Preuss selbst verantwortlich.
8. April 2017, 21:58
Als Theaterregisseur hat er bereits an großen Häusern, etwa in Frankfurt, Dortmund und Berlin, inszeniert; für seine Ausstellungen hat Preuss den Theaterbegriff in den Bereich der bildenden Kunst erweitert, indem er etwa Ausstellungen mit fiktiven Künstlerfiguren inszenierte.
Kulturjournal, 06.10.2011
Anne Breitfeld, Alexander Gier, Johanna Marx, Felix Römer und Petra Staduan tragen zu Beginn Masken. Jeder von ihnen erzählt seine belastete Lebensgesichte - Vergewaltigung, Drogen, Familienprobleme, Hass auf Männer und Ähnliches. Halt finden sie bei McMansion, er schenkt den Enttäuschten Liebe, Nähe und Hoffnung auf eine bessere Welt. Sie folgen ihm, uniformieren sich. Sie fühlen sich als eine Familie. McMansion ist immer präsent - in Form einer Perücke. Sie vertrauen ihm, sehen die Außenwelt entsprechend negativ, geben sich einander hin und warten fröhlich auf ihr Ende. Laut wiederholen sie immer wieder ihre Sehnsucht nach dem Ende und singen: "Helter Skelter Armageddon Fin The End".
Doch das Ende kommt nicht - die Sektenanhänger überleben und bleiben enttäuscht zurück. Sie schlüpfen in ihre alten Leben und tragen wieder ihre schützenden Masken. Aber um die Ecke wartet schon die nächste Gefahr: Die könnte Fitnesswahn oder eine übertrieben gesunde Lebensweise sein. Das bleibt offen. "Gott ist tot. Es lebe Gott."
Zuschauerraum wird zur Spielfläche
Humorvolles Element in der Inszenierung ist die Einführung einer zweiten Handlungsebene. Die Schauspieler steigen an manchen Stellen im Stück aus ihrer Rolle aus, um die Handlungen zu kommentieren oder zu bewerten.
Das Bühnenbild von Ausstatterin Ramallah Aubrecht besteht aus mehreren in etwa fünf Meter hohen Wänden, versehen mit Türen. Die Wände dienen den Akteuren nicht nur als Begrenzung der Spielfläche, die hintere Wand wird außerdem zur Projektionsfläche für Videoeinspielungen. Zu sehen sind zum Beispiel Nahaufnahmen der Schauspieler oder Szenen aus dem Roland-Emmerich-Film "2012", der den Untergang der Welt thematisiert. Auch der Zuschauerraum wird zur Spielfläche und das Publikum zum Teilnehmer einer Kundgebung.
Text: APA, Red., Audio: ORF
service
Philipp Preuss, "McFamily", bis 29. Oktober 2011, Theater Kosmos Bregenz,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (20 Prozent).
Theater Kosmos