Arik Brauers Privatmuseum

Kunst im Haus

"Der Mensch hat einen Nestbauinstinkt", sagt Arik Brauer, "und das wirkt sich selbstverständlich kulturell aus. Leider ist es industrialisiert und es wird einem das Nest gebaut." Soweit er dazu imstande sei, sollte sich jeder Mensch sein Nest selber bauen, ist er überzeugt.

Seine eigenen Unterkünfte gestaltet sich Arik Brauer daher am liebsten selbst. Im Künstlerdorf En Hod in Israel hat er sich aus einer alten Ruine ein Haus gebaut. In Wien lebt er seit 40 Jahren umgeben von seiner Kunst in einer Gründerzeitvilla im 19. Bezirk.

Die Villa - ein Kunstwerk

Soeben ist bei Amalthea der umfangreiche Bildband "Museum und Sammlung" erschienen. Darin sind alle Werke zu finden, die Arik Brauer bei sich zu Hause ausstellt, sowohl im bunten Atelier, als auch im zwei Stockwerke tiefer gelegenen Privatmuseum. "Eigentlich ist die Ursache für dieses Museum meine Frau", gesteht Brauer ein. "Die hat gefunden, dass es schade ist, wenn die Sachen in einem Keller herumstehen.

Rund 30 Ölgemälde, 73 Figuren und zahlreiche Zeichnungen und Kleinplastiken finden sich auf 200 Quadratmetern in Arik Brauers Museum. Und nicht nur dort: Die ganze Villa ist, so scheint's, ein Kunstwerk. Großflächige, aquarellartig gemalte und gebrannte Wandbilder zieren die Außenfassade. Und auch in den Wohnräumen wuchert die Kunst.

Vorstellungen sichtbar machen

"Die bildene Kunst - wie schon der Name sagt - besteht aus Gebilden", meint Brauer. "Ich bin nicht der Meinung, dass ein Konzept allein genügt. Gebilde kann man anschauen und angreifen. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt der bildenden Kunst, diese Nähe des Materials.

Das physische Vorhandensein von Kunst sei die Voraussetzung für sein wohnliches Wohlbefinden, erzählt Arik Brauer. Parallel dazu steht das Greifbarmachen von Ideen im Zentrum seines Schaffens, im Zentrum des Phantastischen Realismus.

Dieses Sichtbar-machen der Vorstellungen - "Die deutsche Sprache ist ja sehr schön: Ich stelle mir etwas vor, ich nehme es, stelle es vor mich hin, obwohl es das gar nicht gibt." - sei der Kern des Phantastischen Realismus, erklärt Brauer.

Krieg ist "eine Narbe, die bleibt"

Drei große Themen haben Arik Brauer Zeit seines Lebens künstlerisch beschäftigt: die Natur, die Bibel und der Krieg. "Wer Kriege erlebt hat, hat eine Narbe, die bleibt", so Brauer, "denn das ist eine Umdrehung von all dem, was uns unsere Mutter gelehrt hat. Darüber habe ich viel gemalt."

Der Bilderzyklus "Krieg in den Jahreszeiten" zum Beispiel zeigt, dass der Krieg "der Natur wurscht ist. Die Blumen blühen; kaum hören die Kanonen zum Schießen auf, fangen die Vögel zu singen an, die Grillen zu zirpen. Das geniert die überhaupt nicht, was wir aufführen."

Tonfiguren im Garten

Die Natur in all ihrer Vielfalt ist und bleibt für Arik Brauer die größte Inspiration. Wenig verwunderlich also, dass er sein Wiener Museum auch in Richtung Garten ausweitet. In seinen späten Jahren begann er, diesen mit Skulpturen aus Ton zu bestücken.

Einen Klumpen Lehm in der Hand zu haben, gebe einem so "das Liebe-Gott-Feeling", meint Brauer. "Ich bin hier überhaupt nicht an die Wirklichkeit gebunden, zum Beispiel an die Anatomie einer Figur."

Karikaturen von Gartenzwergen mit den Namen wie "Der Klugscheißer", "Die Hausmeisterin" oder "Die Wahrheit im Suff" bevölkern Arik Brauers Garten, und es werden mehr. Eine Sammelleidenschaft hat der Künstler jedoch bis jetzt nicht entwickelt: "Im Gegenteil, mich belasten diese Gegenstände, die meine Frau pausenlos einsammelt, die je alle toll sind, aber ich finde, es sind viele Staubfänger dabei."

service

"Arik Brauer. Museum und Sammlung", Amalthea Verlag

Arik Brauer