Experte: Befehl von ganz oben

Anschlagsplan ist "dramatische Eskalation"

Die US-Regierung wirft dem Iran vor, ein Attentat auf den saudi-arabischen Botschafter in den USA geplant zu haben. Der Iran dementiert, und doch führt die Spur laut US-Staatsanwaltschaft aufgrund der beteiligten Personen eindeutig in den Iran. Für den Iran-Experten Walter Posch ist das eine Riesenüberraschung und ein Schwenk an der Machtspitze des Irans.

Mittagsjournal, 12.10.2011

Iran-Experte Walter Posch im Gespräch mit Barbara Ladinser

Befehl von ganz oben

Wenn es sich tatsächlich so verhalten hat, bedeute das eine "dramatische Eskalation" im iranisch-amerikanischen Verhältnis von Seiten der Iraner, sagt Walter Posch von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik. Sollte die Tat wirklich von einem Mitglied der iranischen Revolutionsgarden vorbereitet worden sein, dann sei der Befehl von ganz oben gekommen, so Posch: "Das ist kein Abenteurerverein, das ist eine disziplinierte Truppe." Dann komme das von der Spitze des Machtapparates, also nicht vom Präsidenten, sondern vom Revolutionsführer.

Neue Geheimdienststrategie

Das deute darauf hin, dass Revolutionsführer Khamenei nicht mehr daran glaubt, zu einer Einigung mit dem Westen zu kommen, so Posch. In seinen Reden oder offiziellen Statements gebe es aber keine Hinweise, die auf eine solche Entscheidung schließen ließen. Es wäre auch ein "absolutes Novum", dass diese Einheit für einen Anschlag in den USA verwendet worden wäre, ein "überraschendes Abweichen" von der bisherigen Politik der iranischen Geheimdienste. Damit werde die bisherige Strategie, die USA wenn überhaupt nur indirekt anzugreifen, aufgegeben.

Weitere Eskalation des Konflikts

Für das Verhältnis zwischen den USA und Iran bedeute das natürlich eine weitere Verschlechterung. "Die Isolation wird zunehmen", so Posch. Sollten die Gerichte die Anklage bestätigen, bedeute das nichts anderes als dass die Iraner bewusst eine weitere Eskalation des Konflikts in Kauf nehmen. Es werde auch interessant sein, wie die Saudis reagieren, habt Posch hervor. Immerhin unterhielten der Iran und Saudi-Arabien diplomatische Beziehungen.

Weltweite Terrorwarnung

Nach dem vereitelten Anschlag in Washington haben die USA eine weltweite Terrorwarnung ausgegeben. In einem hollywood-reifen Attentat hätte der saudiarabische Botschafter in seinem Lieblingsrestaurant in Washington ermordet werden sollen. Adel Al Jubeir gilt als enger vertrauter des saudischen Königshauses. Für die Durchführung des Mordanschlags hatten zwei Iraner versucht, ein Mitglied einer mexikanischen Drogenbande anzuheuern. Doch der mutmaßliche Mexikaner war ein verdeckter US-Ermittler und so flog der geplante Anschlag auf.