Biografie eines Drogendealers
Ein gar nicht netter "Mr. Nice"
"Mister Nice" war gar nicht so nett, wie sein Name vorgaukelt: in den 1970er und 1980er Jahren war der Walliser Dennis Howard Marks als Drogendealer verantwortlich für zehn Prozent des gesamten Welthandels von Haschisch und Marihuana. Seine Autobiografie wurde in den 1990er Jahren zum Bestseller - es war nur eine Frage der Zeit, bis der Lebensthriller verfilmt wird.
8. April 2017, 21:58
Die Regiearbeit des Briten Bernard Rose, bekannt für seine Tolstoi-Verfilmungen "Anna Karenina" und "Die Kreutzersonate", kommt in dieser Woche in die heimischen Kinos.
Kultur aktuell, 17.10.2011
Im Equipment von Bands wie Pink Floyd schmuggelte er ohne deren Wissen Drogen in die USA, arbeitete mit der IRA zusammen und kooperierte mit dem britischen Geheimdienst MI6, um sich einer Haftstrafe zu entziehen.
In der Schule noch als Streber verprügelt, schafft es der unbescholtene Junge aus der Arbeiterschicht nach Oxford. Bis dahin inszeniert Regisseur Bernard Rose den Film in Schwarz-Weiß, erst mit dem ersten Joint wird "Mr. Nice" zum Farbfilm. Anstatt ständig Jahreszahlen einzublenden, habe er die unterschiedlichen Zeitabschnitte über die filmische Textur markieren wollen, so Rose.
Sex, Drugs & Rock'n'Roll
Mr. Nice ist eine Legende. Und jeder Legende wohnt normalerweise nur ein Hauch von Wahrheit inne. Hier bedurfte es keiner Ausschmückungen. Das Leben von Howard Marks war gewissermaßen schon ein fertiges Drehbuch: Der zum Kiffen verführte Musterschüler, der zum charismatischen Bösewicht mit Robin-Hood-Attitüden wird. Sex, Drugs & Rock'n'Roll. 25 Tarnfirmen, über 80 Telefonanschlüsse und 43 Decknamen.
Rose inszeniert Marks Leben als modernes Märchen mit 70er-Jahre-Nostalgie und rückt seine Titelfigur dabei in ein wohl etwas zu charmantes und heroisierendes Licht. Man dürfe Marks Taten zwar nicht schönreden, aber man könne auch nicht einen Film machen, in dem die Hauptfigur ständig verurteilt wird, so der Regisseur.
Einsatz für die Legalisierung von Cannabis
Schattenseiten und Abgründe des Dealerlebens, die vor allem Marks Familie zu spüren bekam, werden weitgehend ausgeblendet. Bis der nette Mr. Nice schließlich doch verraten und verurteilt wird - eine für ihn schmerzhafte Szene, so der reale Howard Marks, der heute wieder als freier Mann in Leeds lebt und sich aktiv für die Legalisierung von Cannabis einsetzt. Dabei gebe es keine Sekunde im Film, wo er sich denke, dass das auf der Leinwand nicht er sei, so Rose.
Wer Mr. Nice live erleben möchte, hat übrigens demnächst in Wien die Gelegenheit dazu: Bei der Cultiva Hanfmesse Ende Oktober präsentiert Marks persönlich den Film. Mit Autogrammstunde.