"Taste The Waste" von Valentin Thurn
So verschwenden wir Lebensmittel
In den USA gibt es Farbtabellen bei der Tomatenernte: Wenn eine Tomate nicht der gewünschten Farbe entspricht, wird sie zu Müll. Das ist nur eines der absurden Beispiele, mit denen die Verschwendung von Lebensmitteln vorangetrieben wird. Der Dokumentarfilm "Taste The Waste" des deutschen Regisseurs Valentin Thurn blickt hinter die Praxis der systematischen Vernichtung von Essen.
8. April 2017, 21:58
Kulturjournal, 07.11.2011
Interview mit Valentin Thurn
Mittagsjournal, 07.11.2011
Brot auf dem Müll
Joghurt, das sechs Tage vor dem Ablaufdatum kistenweise aus dem Kühlregal genommen wird, ganze Lastwagenladungen Brot, die auf den Müll gekippt werden, Äpfel, die die Mindestgröße von 55 mm nicht erreichen und deshalb aussortiert werden müssen, Kartoffeln, die völlig in Ordnung sind, aber aus optischen Gründen auf den Feldern liegen bleiben. Es sind drastische Bilder und Fakten, mit denen der Dokumentarfilm "Taste The Waste" den Kinozuseher konfrontiert.
Die Verschwendung hat System, es gilt die Zusammenhänge und die Rollen der Beteiligten transparent zu machen, vom Produzenten über den Handel bis hin zu den Konsumenten. "Mir war wichtig zu erkennen, dass unser Verbraucherverhalten globale Folgen hat", betont Regisseur Valentin Thurn.
Auswirkungen auf den Klimawandel
Valentin Thurn zeigt die weltweiten Auswirkungen der Lebensmittelverschwendung, etwa für den Klimawandel, muss doch Energie aufgewendet werden, um auch die weggeworfenen Lebensmittel zu produzieren. Seine Beispiele findet Thurn rund um den Globus, von Frankreich bis Japan, von Deutschland bis Kamerun.
Auffallend ist, dass Thurn zwar viele Kritiker zu Wort kommen lässt, kaum aber Vertreter von Handel und Politik. "Erstens gab es nur wenige Stellungnahmen vonseiten des Handels und vieles was Pressesprecher von sich geben, ist stinklangweilig, auch das, was die Bundesministerin für Landwirtschaft gesagt hat, war für unseren Film ungeeignet", meint Thurn.
Emotionale Ebene
Neben drastischen Beispielen der Verschwendung zeigt der Film aber auch positive Ansätze. Etwa wenn ein Bäcker in Deutschland mit weggeworfenem Brot seine Backöfen wieder beheizt. Der Film "Taste the Waste" arbeitet aber auch mit eindringlichen Inserts, die auf eine emotionale Ebene abzielen - etwa dass mit dem Essen, das in Nordamerika und Europa weggeworfen wird, alle Hungernden der Welt drei Mal satt werden könnten.
"Zu einer guten Geschichte gehören eben auch einmal Emotionen", so Thurn.
Bisweilen sind diese Parolen plakativ, aber sie sollen vor allem aufrütteln und bewirken letztlich auch, dass der Geschmack der Verschwendung doch ziemlich bitter ausfällt.