Anleger flüchten nach Deutschland
Hohe Aufschläge für Österreich-Anleihen
Die hohe Überschuldung mancher Euro-Länder hat auch Auswirkungen auf Österreich. Die Zinsen für Österreichische Staatsanleihen, die unter Anlegern lange als sicherer Hafen galten, sind auf ein Rekordniveau gestiegen. Die Rendite für Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit liegen schon deutlich über drei Prozent.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.11.2011
Volker Obermayr
Hohe Rendite: Auswirkung auf Budget
Damit steigen auch die Zinsen, die der Bund begleichen muss, wenn die Papiere fällig werden und das geliehene Geld zurückbezahlt werden muss. Bei einem Bedarf von mehr als 15 Milliarden Euro pro Jahr würde sich die Belastung auf einen beachtlichen Wert summieren, sagt Valentin Hofstätter von Raiffeisen Research in Wien.
"Österreich hat letztes Jahr circa 7,6 Milliarden Euro nur für Zinszahlungen auf die Staatsschuld ausgegeben." Wenn man sich über längere Zeit nun teurer finanzieren müsse, mache das schon einen beachtlichen Unterschied, so Hofstätter.
Anleger flüchten in deutsche Anleihen
Die Belastung für das Budget steigt seit Wochen kontinuierlich an. Hofstätter geht nicht davon aus, dass sich das bald ändern wird. Auffällig ist, dass sich der Abstand zwischen deutschen und österreichischen Anleihen vergrößert. Die Papiere unseres Nachbarn gelten den Investoren als besonders sicher, der Zinsaufschlag ist mit unter drei Prozent der niedrigste in der gesamten Eurozone.
Experte: Österreich nicht "supersicher"
Österreich hingegen bewegt sich mit seinem Satz von mehr als drei Prozent mittlerweile knapp unter dem Niveau von Frankreich. Alle Länder, so Hofstätter, die nicht als "supersicher" gelten, hätten derzeit mit steigenden Renditen zu kämpfen. Und Österreich sei eben eines dieser Länder.
"Sind von Italien abhängig"
Das führt der Finanzexperten auf mehrere Faktoren zurück. Hofstätter: "Der Markt ist klein und das vergleichsweise starke Engagement im nicht gerade risikolosen Osteuropa schlägt sich jetzt zu Buche."
Und auch Italien spielt eine nicht unwesentliche Rolle. "Die größte österreichische Bank (die Unicredit Bank Austria, Anm.) ist ja de facto eine italienische. Daher sind wir auch stärker davon abhängig, was in Italien passiert."
Steuererhöhungen "keine Lösung"
Um wieder niedrigere Zinsen auf Anleihen zu zahlen, müsste die Regierung klare Signale setzen. Der Analyst von Raiffeisen Research mahnt Strukturreformen ein.
Hofstätter: "Da geht es weniger um die Ankündigung Steuererhöhungen, sondern darum, dass man die Investoren davon überzeugt, dass man auf Sicht der nächsten Jahre seine Kostenstruktur im Griff hat."
Für eine nachhaltigen Budgetkurs, so Valentin Hofstätter, gibt es für die Politik jedenfalls genug Spielraum.