Pensionsexperten fordern Angleichung
Frauenpensionsalter früher anheben
Zu den größten Herausforderungen im Zuge der Schuldenkrise gehört das Pensionssystem. Rund ein Viertel der Staatsausgaben entfallen darauf. Pensionsexperten fordern unter anderem eine deutlich frühere Angleichung des Pensionsalters von Frauen als das bisher geplante Jahr 2033.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21.11.2011
65 für alle ab 2033
1992 wurde beschlossen, das gesetzliche Pensionsantrittsalter der Frauen an jenes der Männer anzupassen: Bis zum Jahr 2033 soll für alle 65 gelten; eine Übergangsfrist von 40 Jahren also. Sozialminister Rudolf Hundstorfer hat zuletzt eine offene Diskussion darüber angeregt, ob das noch sinnvoll ist. Vor allem von Seiten der Gewerkschaft kam umgehend Protest.
Mazal: "Im Interesse der Frauen"
Pensionsfachleute plädieren schon lange für ein allgemeines Anheben des faktischen Antrittsalters und für eine frühere Angleichung der Frauenpensionen. Der Sozialrechtsexperte Wolfgang Mazal von der Universität Wien sagt: "Ich würde es auch im Interesse der Frauen begrüßen, wenn wir hier zu Lösungen kommen. Die Erfahrung zeigt, dass Frauen früher einfach aus dem Arbeitsmarkt hinaus gedrängt werden."
Mayrhuber: "Frauen besser abgesichert"
Österreich verdankt seine niedrige Arbeitslosenquote zu einem guten Teil dem frühen Pensionsantritt von Männern und Frauen. Drohen also negative Folgen für den Arbeitsmarkt, wenn Frauen erst später in Pension gehen dürfen? Nicht, wenn der Zeitpunkt richtig geplant wird, argumentiert Christine Mayrhuber vom Wirtschaftsfiorschungsinstitut WIFO, denn ab 2020 drohe ohnehin Arbeitskräftemangel: "Die schnellere Angleichung des Frauenpensionsalters kann zwei Effekte haben: Erstens, dass die Pensionsaufwendungen sinken, weil die Frauen später in Pension gehen und zweitens, dass die Frauen besser abgesichert sind, in dem sie länger erwerbstätig sind."
Mühlbacher: "Übergangsfrist notwendig"
Auch die Pensionsexpertin des Instituts für Höhere Studien, Sandra Mühlbacher, plädiert für eine schnellere Angleichung als bisher geplant - auch wenn beim tatsächlichen Antrittsalter der Unterschied der Geschlechter weniger hoch sei als beim gesetzlichen: "Allerdings fände ich es sehr wichtig, sollte es zu einem Beschluss kommen, dass es schon vor 2024 zu einer langsamen Anhebung kommen sollte, dass dies schnell geschieht. Denn eine gewisse Übergangsfrist braucht man auf alle Fälle."
Schuh: "Angleichung bis 2020"
Je früher desto besser sei eine Angleichung, sagt Ulrich Schuh, ehemals bei IHS, künftig bei Wirtschafts-Institut eco-austria der Industriellenvereinigung: "Ich würde sagen, da kann man durchaus schnell zu Tat schreiten und da sollte es auch denkbar sein, dass man das bis möglicherweise 2020 oder 2025 bewerkstelligt."
Tomandl: "So rasch wie möglich handeln"
Für schnelleres Handeln ist auch Theodor Tomandl, der ehemalige Leiter der Pensionskommission. Er hat errechnet, dass der Geldbedarf des Staates für Pensionen sprunghaft steigen wird: "Ab dem Jahr 2020 werden die nicht gedeckten Mittel rasant ansteigen und sich 2030 noch einmal verdoppeln. Daher muss man so rasch wie möglich handeln. Und hier bleibt vor allen Dingen über, beim Frauen-Pensionsantrittsalter anzusetzen." Daher, sagt Tomandl, sei ein raschere Anhebung des Frauen-Pensionsalters notwendig.