Wieder Zehntausende auf Tahrir-Platz
Auch nach Rücktritten weiter Proteste
Die Protestbewegung lässt nicht locker. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo versammeln sich wieder die Menschen. Die Militärs verteidigen ihre Macht mit Gewalt: In den vergangenen Tagen sind mehr als 30 Menschen getötet, etwa 2.000 verletzt worden. Die Übergangsregierung hat den Rücktritt eingereicht, die Opposition sieht darin aber nur einen Beschwichtigungsversuch.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 22.11.2011
Für Freiheit, gegen Militärregime
Zehntausende Menschen sind wieder auf dem Tahrir-Platz versammelt. Die schweren Ausschreitungen der vergangenen Nacht, bei denen es wieder Tote und Verletzte gegeben hat, schrecken die Menschen hier nicht ab. "Ich bin hier, um für die Freiheit zu kämpfen, für meine Kinder", so einer der Demonstranten. "Mubarak ist weg - aber das Regime regiert uns noch immer. Schande unserem Schweigen", ist auf Plakaten zu lesen. "Wir wollen eine neue Verfassung und eine zivile Regierung." - "Wir bestehen darauf, dass die Armeeführung uns ein Datum nennt, wenn sie die Macht endlich abgibt."
AI: "Ärger als unter Mubarak"
Der Zorn der Menschen richtet sich gegen den Obersten Militärrat unter Feldmarschall Tantawi. Er und seine Leute halten seit dem Sturz von Mubarak Anfang Februar die Fäden der Macht in den Händen. Damals wurden die Militärs noch bejubelt, weil sie nicht gegen die Demonstranten damals eingeschritten waren. Doch von diesen Vorschusslorbeeren ist nichts mehr übrig, im Gegenteil. Von den damals versprochenen Reformen in Richtung mehr Demokratie hat der Militärrat nichts umgesetzt. Im Gegenteil: Amnesty International berichtet von massiver Verfolgung politisch Andersdenkender sowie Knebelung der Medien, vielfach noch ärger als unter Mubarak.
Unmut der Enttäuschten
Einziger Hoffnungsschimmer waren da die am Wochenende beginnenden Parlamentswahlen. Im Zuge dieser Wahl soll ja auch eine neue Verfassung beschlossen werden. Doch als nun bekannt wurde, dass in eben dieser neuen Verfassung sich die Militärs schon jetzt wieder eine Sonderrolle einräumen wollen, hat sich der Unmut der Enttäuschten entladen. "Was wir wollen, ist der Übergang zu einem Zivilrecht. Wir wollen Parlamentswahlen und Präsidentenwahlen. Der Sicherheitsapparat muss umstrukturiert werden. Das heißt, die Militärkaste muss unter eine zivile Regierung gestellt werden", fasst die Aktivistin Rabab el Mahdi die Forderungen der Demonstranten zusammen.
Für heute Nachmittag haben Oppositionsgruppen einen Marsch der Million auf dem Tahrir-Platz angekündigt. Die Frage ist, wie sich die Militärs angesichts dieser Proteste gegen sie verhalten wird.