Reportage über einen Schulversuch in Kärnten
Alles neu bei einheitlicher Englisch-Matura
Die Zentralmatura soll für alle Schülerinnen und Schüler in Österreich gleich sein und in den Jahren 2013 bis 2015 eingeführt werden. Sie ist in heftiger politischer Diskussion. In den lebenden Fremdsprachen wie etwa Englisch gibt es seit einigen Jahren bereits Versuche an 85 Prozent der AHS. Eine solche Pilotschule ist das Peraugymnasium in Villach.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 24.11.2011
Florain Petautschnig
"Umstellung gut funktioniert"
Seit 2008 ist das Villacher Peraugynmasium eine Pilotschule für die neue Zentralmatura. In den Fächern Englisch, Italienisch und Französisch entspricht die dortige Reifeprüfung bereits jenen Standards, die ab 2013 für alle AHS in Österreich gelten sollen. Die Umstellung von der alten auf die neue Matura habe bei den lebenden Fremdsprachen bei Lehrern und Schülern in kurzer Zeit gut funktioniert, so der provisorische Leiter der Schule Herwig Hilber. Jedoch: "Das Problem wird sein, dass man in Deutsch oder Mathematik so unterschiedliche Auslegungen der Lehrpläne hat, dass man sich da bei der Umsetzung schwerer tun wird. Da wird es sicher nicht gehen, dass man die Kinder binnen kürzester Zeit standardisiert auf die Reifeprüfung vorbereiten wird können."
Schwierige Multiple-choice-Tests
Doch wie sieht das neue Prüfschema bei der Zentralmatura zum Beispiel im Fach Englisch aus? Michaela Petritsch ist Englischlehrerin am Peraugymnasium: "Die Schüler müssen beim Hörverständnis Multiple-choice-Tests beantworten. Es gibt vier Antwortmöglichkeiten. Das schaut für den Laien sehr einfach aus. Wenn man das aber genau betrachtet, sieht man, dass die Antwortmöglichkeiten sehr ähnlich sind. Der Schüler muss sich also sehr, sehr genau konzentrieren. Es ist nicht leicht. "
Europaweite Vergleichbarkeit
Ob leicht oder schwer - Ist es auch sinnvoll eine lebende Sprache mit Lückentexten und Ankreuztests abzuprüfen? Ja, sagt Michaela Petritsch: "Das Text- und Hörverständnis wird noch mehr geschult als im Vergleich zu früher. Wir müssen uns ja europaweit vergleichen. Es gibt einen europäischen Referenzrahmen mit einem bestimmten Niveau, das die Schüler nach der Matura erreicht haben müssen. Damit ist jetzt eine europaweite Vergleichbarkeit von Abschlüssen da. Zudem ist die Transparenz von Vorteil für die Schüler. Damit kann keiner mehr sagen, bei uns ist die Matura leichter oder schwerer. Das Niveau ist überall gleich."
Raster und Vorgaben für Lehrer
So lernen die Schülerinnen und Schüler die ganze Oberstufe hindurch vor allem wie man einen Englischtest besteht. Beurteilt wird nach einem strengen Raster, der für alle Lehrenden gleich anzuwenden ist. Größtmögliche Objektivität ist das Ziel. Was aber wenn die Prüfer eine Antwort für richtig halten, die im Korrekturraster als falsch beschrieben wird? "Da gibt es eine Telefonnummer in Innsbruck, wo man anrufen kann und die Frage deponieren kann, ob man eine bestimmte Antwort durchgehen lassen kann oder nicht. Wenn man sieht, es wäre auch die andere Alternative möglich, liegt die positive Beurteilung im persönlichen Ermessen."
Komplett anderes Prüfsystem
Fazit: Die zentrale Englischmatura bringt im Schulversuch am Villacher Peraugymnasium bessere Schülerleistungen, die international vergleichbar sind. Mit der althergebrachten österreichischen Gymnasialmatura hat sie aber nur mehr wenig gemeinsam.