Aufruf zu Protest "der letzten Chance"

Demonstranten in Kairo nicht zu besänftigen

In Kairo sammeln sich zehntausende zu einer neuen Protestkundgebung. Unter dem Motto "Die letzte Chance" verlangen sie das sofortige Ende des Militärregimes. Dass Militärchef Tantawi den Ex-Premier Kamal Ganzouri als neuen Regierungschef bestellt hat, lehnen die Demonstranten ab. Sie bleiben dabei: Tantawi und sein Militärrat müssen gehen.

Mittagsjournal, 25.11.2011

Barbara Ladinser vom Tahrir-Platz in Kairo

Auch populärer Ex-Premier abgelehnt

Kamal Ganzouri gilt bei den Protestierenden als Mubarak-Mann. Der 76-Jährige war tatsächlich einer von Mubaraks Premierministern in den 1990er-Jahren. Doch er war populär und galt als "Premier der Armen" und hat sich von Mubarak distanziert. Dennoch repräsentiert er heute das alte Regime, das in den Augen der Demonstranten noch immer die Fäden zieht.

Gerüchte über Wahlboykott

Viele auf den Tahrir-Platz, mehrheitlich weniger Gebildete, haben keine klaren politischen Ideen, aber instinktiv lehnen sie sich gegen ein alte arrogante Politik auf, die auch die Generäle fortsetzen - mit vagen Versprechungen, unterschwelligen Drohungen und Einsatz brutaler Gewalt. Wahlen hätten in diesem Klima keinen Sinn, befürchten viele, Gerüchte über einen Wahlboykott durch liberale Parteien machen die Runde. Die Muslimbrüder hingegen wollen die Wahl, weil sie sich 30 bis 40 Prozent der Stimmen erhoffen. Sie bleiben den Protesten fern und halten anderswo eine Wahlkundgebung ab. Sie zielen auf die Stimmen jener ab, die revolutionsmüde sind und Ordnung und Stabilität wollen.