"In Time" im Zeitalter des Zeitkontos

Keine Zeit zu verlieren!

Man stelle sich vor, man altert nicht mehr mit 25 Jahren, doch zugleich hat man nur mehr ein Jahr zu leben. Es sei denn man füllt das eigene Zeitkonto immer wieder auf. Das ist die Ausgangssituation für den Science-Fiction-Thriller "In Time - Deine Zeit läuft ab".

Kultur aktuell, 28.11.2011

Ich hab keine Zeit zu verlieren, das ist pure Zeitverschwendung, deine Zeit ist abgelaufen oder ich hab meine Zeit ja nicht gestohlen. Redensarten wie diese bekommen im Film "In Time" eine merkwürdige Wendung, denn im Jahr 2161 muss man sie wörtlich nehmen. Zeit ist dann die wichtigste Währung. Ein Kaffee kostet vier Minuten, eine Busfahrt zwei Stunden, abgebucht vom eigenen Zeitkonto, das man als eintätowiertes Display stets am Unterarm mit sich herumträgt. Wer arbeitet, kann es wieder auffüllen. Ist es auf null stirbt man automatisch. Zeit ist also Geld, und Zeit bestimme über Leben und Tod, meint Hauptdarsteller Justin Timberlake.

Zeitzone der Armen

Will Sallas (Justin Timberlake) ist auf der Flucht, seit er eine Menge Zeit spendiert bekommen hat. Schon warten Räuber und ein Time-Keeper (Cillian Murphy), eine Art Zeit-Polizist. Will wird durch das Geschenk nicht nur zum Gejagten, sondern auch zum gesellschaftlichen Aufsteiger, denn er stammt aus dem sogenannten Ghetto, der Zeitzone der Armen, "im Vergleich zur monochromen Welt der Reichen aber ein bunter, lebendiger Ort", wie Justin Timberlake anmerkt.

Regisseur Andrew Niccol entwirft in "In time" ein Klassendrama, streift die prinzipielle Sinnfrage der Bedeutung des Todes für das Leben, und wirft mit einer düsteren Zukunftsvision um sich: Der Mensch hat nichts dazugelernt, immer noch herrscht ein brutaler Darwinismus.

Muscle-Cars mit Elektroantrieb

Love-Story und Science-Fiction-Fantasie, Robin Hood-Attitüde nach dem Motto, "Gebt den Armen Zeit", die man in Bonnie-&-Clyde-Manier durchzieht, ein Setdesign zwischen futuristischer Anmutung und bizarrem Retro-Look.

Ironie am Rande: Amerikanische Muscle-Cars der 1970er, also Brüll-Monster von Autos, fahren hier mit ohrenschonendem Elektroantrieb. Und wer sich in Zukunft mal eine Aus-Zeit nehmen will, auch dieser Begriff hat dann vielleicht so seine Tücken. Aber bis 2161 ist ja noch ein wenig Zeit.

Service

In Time