Sicherheit als große Frage

Libyen: Rückkehr der österreichischen Firmen

Österreichische Unternehmen kehren langsam nach Libyen zurück. 25 Konzerne haben vor der Revolution eigene Niederlassungen betrieben. Sechs sind nun wieder zurückgekehrt, darunter der Mineralölkonzern OMV. Andere halten die Lage noch nicht für sicher genug. Der Krieg hat viele Schäden verursacht. Die Firmen rechnen allerdings nicht mit Entschädigungen.

Mittagsjournal, 3.12.2011

Bis zu 60 Millionen Euro Schäden

Die Unternehmen tappen im Dunkeln. Es gebe zwar immer wieder Ankündigungen aus Libyen, dass die Firmen entschädigt werden, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte David Bachmann: "Es hat noch keine Bestandsaufnahme der Regierung gegeben. Geschehen ist noch nichts." Insgesamt schätzt er die Schäden grob auf bis zu 60 Millionen Euro.

Besonders Baukonzern Strabag betroffen

Am stärksten soll davon der Baukonzern Strabag betroffen sein. Die Strabag hat die Schäden in ihrer Bilanz mit bis zu 50 Millionen Euro schon abgeschrieben. Dieses Geld will sich die Strabag laut Sprecherin Daniela Klein bei den Versicherungen zurückholen.

Sicherheitslage noch zu prekär

Nach Libyen ist der Baukonzern aber noch nicht zurückgekehrt. Denn trotz wiederholter Beteuerungen von Seiten Libyens hält die Strabag das Land noch nicht für sicher. Sprecherin Klein: "Wir werden dann unsere Mitarbeiter wieder nach Libyen, wenn es die Sicherheitslage zulässt. Wir gehen nicht davon aus, dass sich bis Anfang nächsten Jahres etwas ändert."

Auch das Konkurrenz-Unternehmen PORR ist noch nicht zurück in Libyen, plant das aber.

Firmen fürchten um Gültigkeit alte Verträge

Libyen wird jetzt entscheiden, welche alten Verträge reaktiviert werden, wie etwa der geplante Bau eines Sportstadiums, für den PORR den Zuschlag bekommen hatte. PORR könnte da vorerst das Nachsehen haben. Denn: "Natürlich kann es sein, dass der Bau eines Sportstadions jetzt nicht oberste Priorität hat. Hingegen ist der Bau von Spitälern jetzt sehr stark gefagt sein wird.", sagt der Wirtschaftsdelegierte Bachmann.

OMV: Produziert wieder

Gefragt ist natürlich auch Öl. Der Mineralölkonzern OMV ist seit zwei Wochen zurück in Libyen. Derzeit produziert die OMV etwa halb so viel Öl wie vor der Revolution. Wie die Strabag zählt auch die OMV nicht darauf, dass Libyen Schäden zurückerstattet. Das hat aber auch keine Priorität. "Wir konzentrieren uns darauf, die Produktion wieder auf das Vorkriegsniveau zu bringen. Wir konzentrieren uns auf die Sicherheit der Mitarbeiter.", sagt Generaldirektor Gerhard Roiss.

Geldüberweisungen nicht möglich

Mit einem Problem haben alle ausländischen Unternehmen zu kämpfen, so der Wirtschaftsdelegierte David Bachmann. Es ist noch nicht möglich, Geld aus oder nach Libyen zu überweisen. Das behindert den Warenverkehr: Denn die österreichischen Firmen müssten auf offene Rechnung liefern - und das macht keiner.


Aber die Revolution hat das Wirtschaftsleben laut Bachmann auch gefördert. Denn Beschränkungen, die es unter Gaddafi für Unternehmen gegeben hat, sind weggefallen.