Investoren sollen kommen

Libyen hofft auf Aufschwung

In Libyen hoffen die Menschen auf den wirtschaftlichen Aufschwung. Die politische Voraussetzung ist durch die Übergangsregierung gegeben, die bis zur Ausarbeitung einer Verfassung und darauf folgender freier Wahlen das Land führen und internationale Investoren anlocken soll. Das Interesse ist da - schon allein wegen des Erdöls in Libyen.

Morgenjournal, 1.12.2011

Hanna Sommersacher hat mit einem libyschen Geschäftsmann und einem ehemaligen libyschen Botschafter über die Lage in Libyen gesprochen

"Niemand wird getötet"

Guma Al-Gamati und Husni Bey sind angesehene Männer in Libyen. Und beide werden nicht müde zu betonen, dass ihr Land wieder sicher ist. Das Leben sei fast wieder normal, die Leute kehrten zum Alltag zurück. "Es gibt keine Gefechte, keine Gewalt, niemand wird getötet", sagt Guma Al-Gamati, der bis vor kurzem der Vertreter des libyschen Übergangsrates in Großbritannien war.

Warten auf Geldfreigabe

Die Wirtschaft in Libyen kommt wieder in Gang, vor allem der private Konsum, sagt einer der einflussreichsten Geschäftsmänner Libyens, Husni Bey. Die Fabriken hinkten noch hinterher, weil Energie und Strom knapp sei. Viele Hochspannungsleitungen seien im Krieg zerstört worden. Überhaupt ist viel Infrastruktur zerstört worden. Für den Aufbau brauchen die Libyer Geld für das tägliche Leben, für das Gesundheitssystem, für Reparaturen. Die Libyer wollen aber keine Hilfsgelder, sondern sie wollen über ihr eigenes Vermögen verfügen. Noch sind 160 Milliarden Euro im Ausland eingefroren. Die Vereinten Nationen müssten dieses Geld freigeben. Al-Gamati und Bey hoffen, dass das bald geschieht.

Verträge aufrecht

Ohne die Rückkehr ausländischer Firmen wird der Aufbau aber nicht funktionieren. Eine große Angst dieser Firmen war, dass alte Verträge nun keine Gültigkeit mehr haben werden und dass Firmen bestraft werden, weil sie mit Gaddafi zusammengearbeitet haben. Guma Al-Gamati beruhigt: Die Mehrheit der Verträge werde beibehalten. Überprüft würden jene Verträge, wo der Verdacht besteht, dass Bestechungsgelder an Gaddafi-Offizielle geflossen sind. Aber wer die Regeln befolgt hat, braucht sich nicht zu sorgen, sagt Husni Bey.

25 österreichische Firmen waren in Libyen tätig, sechs davon sind wieder im Land. Libyen war vor der Revolution Österreichs wichtigster Wirtschaftspartner in Nordafrika. Es wird aber noch dauern, bis dieses Niveau wieder erreicht wird, sagt der österreichische Wirtschaftsdelegierte David Bachmann.