Zum 120. Geburtstag von Raab

Gedenken an Julius Raab im Parlament

Im Parlament in Wien ist in einer Festveranstaltung an Julius Raab erinnert worden, der vor 120 Jahren geboren wurde. Julius Raab war Bundeskanzler, als Österreich den Staatsvertrag verhandelt hat, der zum Abzug der Besatzungsmächte führte und Österreich wieder zum souveränen Staat machte.

Mittagsjournal, 29.11.2011

Handelsminister unter Schuschnigg

Julius Raab wurde 1891 in Sankt Pölten geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Bauingenieur und war vier Jahre als Offizier im ersten Weltkrieg. 1927 zog er für die Christlichsoziale Partei, den Vorläufer der ÖVP, in den Nationalrat. Er leitete kurze Zeit die niederösterreichische Heimwehr. Kurz vor dem Anschluss an Nazi-Deutschland war Raab Handelsminister der Regierung Schuschnigg. Es habe damlas verschiedene Auffassung gegeben, ob gegen die Nazis Widerstand geleistet werden soll. Er habe sich dagegen ausgesprochen, sagte Raab später.

Mitbegründer der ÖVP

Während des zweiten Weltkrieges arbeitete Julius Raab für eine Baufirma. Nach 1945 war er maßgeblich am Aufbau der zweiten Republik beteiligt. Raab war Mitbegründer der Volkspartei, des ÖVP-Wirtschaftsbundes, der Wirtschaftskammer und auch der Sozialpartnerschaft. In die Regierung durfte er wegen seiner Heimwehr-Vergangenheit zunächst nicht. 1953 wurde Raab Bundeskanzler und kämpfte für den Staatsvertrag. Er vertrat lange Zeit die These, dass Österreich das erste "Opfer" von Hitler-Deutschland war.

Staatsvertrag als Höhepunkt

In Raabs Regierungszeit herrschte wirtschaftliche Hochkonjunktur. Höhepunkt seiner Laufbahn war aber der Abschluss des Staatsvertrages nach den Moskauer Verhandlungen 1955. Raab blieb bis 1961 Bundeskanzler, trat 1963 erfolglos bei der Wahl zum Bundespräsidenten an und starb 1964 in Wien.

Gedenken im Parlament

Im Parlament wurde Raab am Dienstag, seinem 120. Geburtstag, gedacht. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer von der SPÖ ging vor allem auf Raabs 25 Jahre als Parlamentarier ein. "Er war überzeugt davon, dass es ein Wegbewegen von der Konfliktorientierung der ersten Republik geben muss, hin zur Konsensorientierung der zweiten Republik", so Prammer. Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl betonte vor allem das Wirken von Raab in der Sozialpartnerschaft. "Raab und seine Mitstreiter haben Weichen gestellt, die auch heute noch gültig sind", so Leitl.