Fünftes Opfer des Amoklaufs tot

Schock in Lüttich

Fünf Menschen sind dem Amoklauf eines 33-jährigen Mannes im belgischen Lüttich zum Opfer gefallen. Unter den Opfern ist auch ein 17 Monate altes Baby. Die Stadt ist erschüttert und rätselt über die Motive des Schützen, der sich offenbar selbst getötet hat.

Morgenjournal, 14.12.2011

Reportage aus Lüttich von

Granate tötete Täter

Bis spät in die Nacht sind Rettung und Polizei im Einsatz im Zentrum von Lüttich. Der Schock sitzt tief bei den Bürgern der belgischen Kleinstadt. Vier Granaten hatte der Täter im Rucksack, bestätigt im Justizpalast der Polizeichef. Drei hat er geworfen, die vierte hat ihn scheinbar selbst getötet. Dazu kamen eine automatische Waffen und eine Pistole.

Der 33jährige Nordine Amrani hatte gestern einen Gerichtstermin, zu dem er nicht erschienen ist. 2008 ist er das letzte Mal verurteilt worden, wegen Drogenanbaus und illegalem Waffenbesitz. Der Place St. Lambert, wo er vom Dach einer Busstation wild um sich geschossen hat, ist nur ein paar Schritte entfernt. "Ich wohne hier, sagt ein Anrainer, "kann wegen der Polizeisperren aber nicht nach Hause. Vor der Wohnungstür sind Tote und Verwundete gelegen", hat er gehört.

"Ratata, immer wieder"

Fernsehsender aus der halben Welt haben ihre Satellitenwagen aufgefahren. Augenzeugen, mit grausigen Fotos am Handy, machen die Runde. "Ratata hat es gemacht, immer wieder", erzählt einer, "dann war alles vorbei und die Verletzten lagen am Boden." Viele Jugendliche sind unter den Opfern, denn in den angrenzenden Schulen waren am Vormittag Prüfungen angesetzt.

Kein politischer Hintergrund?

Die Oberstaatsanwältin Daniele Reynders schließt Terrorismus aus, obwohl Viele an das rechtsradikale Massaker in Norwegen erinnert wurden. Der Täter sei zwar ein Waffennarr gewesen, sagt die Polizei, aber aus dem kriminellen Milieu, ohne jeden bekannten politischen Hintergrund. Über das mögliche Motiv für den gestrigen Amoklauf ist nichts bekannt. Aufschlüsse erwartet man sich von den Ergebnissen einer Hausdurchsuchung am Wohnort, die gestern Nachmittag stattgefunden hat.

Mehr

ORF.at