Österreicher organisieren Festival

Rock-Konzert in Bethlehem

"Rock to Bethlehem" heißt ein dreitägiges Festival, das ausgerechnet zu Weihnachten in der Geburtsstadt von Jesus Christus stattfindet. Mit dabei sind viele Rock-Musiker aus Österreich.

Sie treten ohne Gage auf und wollen in der politisch trostlosen Region ein bisschen die Stimmung aufhellen - es soll eine Hoffnungsspritze sein für die winzige Minderheit der Christen im Heiligen Land.

Mittagsjournal, 20.12.2011

Muezzin unterbricht Soundcheck

Am Krippenplatz in Bethlehem steht auch eine Moschee, und der Ruf des Muezzin unterbricht kurz den Soundcheck der österreichischen Rocker. Nach Einbruch der Dunkelheit geht's dann los mit Rock to Bethlehem - auf einer großen Stahlrohrbühne direkt vor der Geburtskirche. An drei Abenden hintereinander gibt es zehn verschiedene Auftritte, vier davon von Künstlern aus Österreich. Die Idee hatte vor zwei Jahren der junge Emmanuel Fleckenstein, Gitarrist der Wiener Band Cardiac Move; deutscher Vater, palästinensische Mutter, in der Gegend von Bethlehem aufgewachsen.

"Ich bin ja immer zu Weihnachten zu Hause - ich bin ja halber deutscher, halber Palästinenser. Da stand ich am Krippenplatz und da war nichts los. Und da hab ich mir gedacht: Wieso nicht ein Stück Weihnachten zurückbringen. Und da ich ja Gitarrist von Cardiac Move bin: Wieso nicht hier ein Festival aufziehen?", so Fleckenstein.

Heuer erstmals auf dem Krippenplatz

Beim ersten Festival 2009 hatten die Stadtväter von Bethlehem noch kalte Füße bekommen - Rock und Rap bei der ehrwürdigen Basilika ausgerechnet zu Weihnachten war ihnen doch zu riskant gewesen, die lauten Musiker wurden auf den Campus der Universität abgeschoben. Aber heuer hat der betagte Bürgermeister Victor Batarseh seinen Segen gegeben.

"Es ist in Ordnung", so Batarseh. "Jedes Festival hier auf dem Krippenplatz ist willkommen. Da das Komitee, das für die Weihnachtsfeiern verantwortlich ist, das akzeptiert, akzeptieren wir das - warum nicht?"

Hohe Arbeitslosigkeit

Ein paar Hundert Einheimische werden von den Geräuschen und den Lichtern angelockt - manche bleiben in größerer Entfernung etwas skeptisch stehen, doch in den vorderen Reihen wird bald gejubelt und gewunken. Passt so eine laute, westliche Musik denn in die Weihnachtszeit, und wird sie hier überhaupt verstanden?

"Doch, es ist gut für Weinachten", sagt man im Publikum, "wir wollen mehr davon hören, denn wir wollen glücklich sein in diesem Land. Abwechslung ist nett, man kann ja nicht dauernd Weihnachtslieder hören."

"Ja es ist kein Heavy Metal, es ist schöne Rockmusik", sagt Fleckenstein. "Aber der Gedanke dahinter ist auch, die Jugendlichen anzusprechen. Hier gibt's wenige Perspektiven, es herrscht hohe Arbeitslosigkeit. Mit Musik - auch mit Rockmusik - kann man auch Freuden bringen, vor allem den Jugendlichen."

Anderes Weihnachtsgefühl

Schon am ersten Abend aufgetreten ist auch der Klagenfurter Michael Hartenberger mit seiner Band: "Ich schätze wir sind so aufgewachsen, dass wir Weihnachten mit Winter und Besinnlichkeit vergleichen. Aber hier leuchtet alle ganz bunt und die Leute sind fröhlich drauf und das Wetter ist wärmer und hier ist das ein ganz anderes Gefühl."

Aus Österreich sind noch die Kärntner Alternative Rock-Gruppe INEM und der Wiener Beatboxer FII mit dabei. Und verbunden damit ist natürlich das Versprechen, nächstes Jahr zu Weihnachten wiederzukommen.

Übersicht

  • Rock
  • Christentum