Ambitionierte Pläne für Oberndorf

Streit um Vermarktung von "Stille Nacht"

"Stille Nacht" und Oberndorf bei Salzburg, der Ort der Erstaufführung des Lieds: Das ist alle Jahre wieder ein Medien-Evergreen. Doch heuer bringt das "Stille Nacht"-Thema nicht eitel Frieden und Beschaulichkeit: Für Oberndorf und die anderen Salzburger "Stille Nacht"-Gemeinden gibt es ambitionierte Pläne, mit dem Lied und seiner Geschichte mehr Touristen anzulocken. Aber es spießt sich am Geld - Oberndorf kann und will nicht so viel investieren, wie es das Land Salzburg gern hätte.

Mittagsjournal, 23.12.2011

Uraufführungsort Oberdorf

Fünf Gemeinden im Salzburger Land lassen sich mit dem Weihnachtslied aller Weihnachtslieder und seinen Schöpfern in Verbindung bringen. Darunter Hallein, Arnsdorf und vor allem Oberdorf bei Salzburg. Dort in der St. Nikolaus-Kapelle wurde "Stille Nacht" 1818 zum ersten Mal gesungen.

Das 200-Jahr-Jubiläum 2018 biete die ideale Chance, den Tourismus in der Region weiter anzukurbeln, erklärt Leo Bauernberger, der Geschäftsführer der SalzburgerLand Tourismus-Gesellschaft. Denn im harten internationalen Wettbewerb brauche es immer wieder neue Argumente, um Besucher zu werben.

"Sinnstiftung und Spiritualität"

"Wir wissen einfach, dass gerade im Reisebereich wieder ganz neue Werte zählen - Sinnstiftung, Spiritualität, authentische Angebotsformen. Und da hat dieses Thema 'Stille Nacht, Heilige Nacht' einen wunderbaren Platz, nur muss es zeitgemäß präsentiert werden", so Bauernberger.

Nötig seien modernere museale Inszenierungen des Themas: "So muss das eben jeder Ort für sich machen, aber nach einem, bestimmten Drehbuch. Wichtig ist, das man guten Gewissens auch international für das Jubiläumsjahr werben kann."

Innovationsbedarf in Oberndorf

Den größten Innovationsbedarf ortet Bauernberger in Oberndorf. Die Gemeinde hat auch gemeinsam mit dem Land Salzburg ein Konzept erstellen lassen.

Es umfasst den Umbau des alten Pfarrhofs zu einem neuen "Stille Nacht"-Museum. Außerdem einen Busparkplatz, eine Anlaufstelle für Touristen, wenn das Stille Nacht-Museum zu hat, und anderes mehr. Die Kosten: Mindestens vier Millionen. Zwei davon könnte das Land übernehmen, hat der Landeshauptmannsstellvertreter und Tourismusreferent Wilfried Haslauer wissen lassen. Die verbleibenden zwei Millionen möge die Gemeinde Oberndorf stemmen, hieß es Mitte November.

Bürgermeister Peter Schröder hat damals gleich "undenkbar" gesagt - und dabei bleibt er: "Wir haben jetzt lange Jahre gebraucht, um Oberdorf wieder finanziell handlungsfähig zu machen - ich würde gar keine Bewilligung für ein Zwei-Millionen-Darlehen bekommen. Das könnte sich die Stadtgemeinde Oberndorf nicht leisten."

Nur ein neues Museum?

Schröder kann sich als Variante vorstellen, dass vorerst nur das neue Museum realisiert wird - das kostet zwei Millionen, und die sei das Land ja ohnehin gewillt zu investieren. Dass man sich zusammenstreitet, ist zu erwarten, denn es geht langfristig um viel Umsatz.

Leo Bauernberger mit Zahlen: "Wir schätzen derzeit, dass jedes Jahr etwa 100.000 Besucher deswegen nach Salzburg kommen, um das Thema 'Stille Nacht' sich anzuschauen. Und ich glaube dass man das stufenweise sicherlich verdoppeln oder verdreifachen kann."

Kein Themenpark

Er beruhigt jedoch - nein, Oberdorf solle nicht zum Themenpark mit angeschlossener Siedlung werden. Aber: "Es darf ja nicht verboten sein, wenn man hier neue Einrichtungen schafft, wenn man hier investiert, dass sich das irgendwann wieder einmal rechnet."

Fazit: "Stille Nacht" soll sich rechnen. "Stille Nacht" soll Wachstum generieren - möglichst viel Wachstum. Die Wachstumsidee macht vor nichts mehr halt - auch nicht zu Weihnachten.

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