Neue Musik zum neuen Jahr

Philip-Glass-Uraufführung in Linz

Das Linzer Bruckner Orchester brachte in seinem Neujahrskonzert neben Beethovens 8. Sinfonie Philip Glass' 9. Sinfonie zur Uraufführung. Der US-amerikanische Komponist wurde mit "Standing Ovations" vom Publikum bejubelt.

Kultur aktuell, 02.01.2012

Der kompositorische Vielarbeiter aus den USA hat sich damit gleichsam selbst ein musikalisches Geburtstagsständchen geschrieben, wird der wohl renommierteste Vertreter der Minimal Music am 31. Jänner doch 75 Jahre alt. Allerdings ist die Bezeichnung Ständchen bei weitem zu harmlos für das Glass'sche Monumentalwerk.

Der Komponist verlangte für sein dreisätziges Werk den vollen Einsatz des Bruckner Orchesters, dessen Musikerzahl sich im Vergleich zum im ersten Teil erklungenen Beethoven (8. Symphonie) verdoppelte. "Das Werk ist unerbittlich in gewissem Sinne. Aber es hat sich so ergeben", sinnierte der Komponist im Vorfeld der Premiere im APA-Gespräch.

Über dem charakteristischen Teppich der tiefen Streicher tanzen die Klangfiguren der weiteren Instrumentengruppen, wobei die dunkle Grundierung durchgängig erhalten bleibt. Dabei verweigert die Symphonie die klassische Einteilung der Sätze in schnell und langsam, sondern besteht aus drei Teilen, die jeweils ein mächtiges Allegro in der Mitte besitzen.

Das Werk wurde von den Linzern gemeinsam mit dem Los Angeles Philharmonic Orchestra und der Carnegie Hall New York in Auftrag gegeben. Und so dirigiert Dennis Russell Davies am 31. Jänner zum eigentlichen Glass-Geburtstag auch die US-Erstaufführung mit dem American Composers Orchestra in New York, während Komponistenkollege John Adams im April in LA die Symphonie neuerlich erklingen lässt. Bereits am 29. Jänner überträgt Ö1 den Mitschnitt des Linzer Neujahrskonzert um 19.30 Uhr.

Überdies planen die Linzer auch eine CD-Veröffentlichung - für das von Davies zum Glass-Experten geformten Bruckner Orchester keine Novität. So gestalteten die Oberösterreicher bereits vor zwei Jahren die europäische Erstaufführung der 7. und 2003 der 6. Symphonie des Minimalisten, die später auch von ihnen eingespielt wurden. Und die nächste Uraufführung eines Glass-Werks in Linz ist schon in Aussicht. Nach seinem Erfolg mit "Kepler", verfasst für das Kulturhauptstadtjahr 2009, schreibt der Komponist zur Eröffnung des neuen Musiktheaters im April 2013 eine Oper zum Libretto von Peter Handke: "Spuren der Verirrten".

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