Neue Projekte

Berliner Festspiele

Hervorgegangen aus den Berliner Festwochen, realisieren die Berliner Festspiele inzwischen ganzjährig eine Vielzahl hoch spezialisierter Veranstaltungen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Präsentation bemerkenswerter Positionen zeitgenössischer Kunst im Bereich der Musik, der Perfoming Arts, bildenden Kunst und Literatur liegt.

Die Berliner Festspiele sind Gastgeber und Partner für nationale und internationale Institutionen - von der Berlinale bis zum Berghain, von den Sophiensälen bis zum MoMA in New York.

Kulturjournal, 10.01.2012

Der neue Intendant der Berliner Festspiele Thomas Oberender (45), will das traditionelle Festivalkonzept seines Hauses aufbrechen. "Wir wollen uns öffnen in ein Haus für Künstler", sagte der bisherige Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele bei der Vorstellung seines ersten Berlin-Programms. "Wir wollen, dass der Ort wieder strahlt, dass er auch zwischen den Festspielen leuchtet und sich fühlbar ins Stadtleben einbringt."

Auch für Gropius-Bau verantwortlich

Der 1966 in Jena geborene Oberender war nach seinen Stationen in Bochum, Zürich und Salzburg als Nachfolger von Joachim Sartorius an die Spitze der Berliner Festspiele berufen worden. Er verantwortet dort als Intendant verschiedene eigenständige Festivals, darunter das renommierte Theatertreffen und das Internationale Literaturfestival. Auch das meistbesuchte Ausstellungshaus Berlins, der Martin-Gropius-Bau, gehört zu seinem Geschäftsbereich.

Oberender forderte den Bund zu einer stärkeren Unterstützung des Gropius-Baus auf. Dass das beliebte Museum aus Geldnot seine Öffnungszeiten um eine Stunde kürzen müsse, sei ein "absolut falsches Zeichen", sagte er. Der Gropius-Bau muss 70 Prozent seines Etats selbst aufbringen. "Das ist ein Prozentsatz, den ich höchstens aus Salzburg kenne", kritisierte Oberender. "Aber die haben ja auch den 'Jedermann'."

Theatertreffen mit Artist in residence

Für die Berliner Festivalreihen hat Oberender keine durchgreifenden Veränderungen vorgesehen. Zwar soll die Sonntagsmatinee "Berliner Lektionen" auslaufen, die bisher auf mehrere Monate angelegte "Spielzeit Europa" wird auf drei Wochen komprimiert, doch die restlichen Angebote bleiben.

Für das Theatertreffen (4.-20. Mai 2012) plant Leiterin Ivonne Büdenhölzer künftig die Berufung eines internationalen Gastes, der als Artist in residence das Festival begleiten und kommentieren soll. Und das Literaturfestival (4.-15. September 2012) will nach Auskunft seines Direktors Ulrich Schreiber künftig nicht mehr regionale, sondern thematische Schwerpunkte setzen.

Die "freieste Plattform" der Stadt

Insgesamt sei das Ziel, das verbindende Moment zwischen den einzelnen Festivals noch deutlicher zu machen, sagte Oberender. "Das eine soll neugierig machen auf das andere." Zudem sollten zwischen den Veranstaltungsreihen auch andere junge Künstler, Musiker und Theaterleute das Haus als Premierenort nutzen; demnächst ist der Beginn einer losen Reihe von zeitgenössischen Videoproduktionen geplant. "Wir wollen die freieste Plattform bieten, die in der Stadt zu finden ist", sagte der neue Intendant. "Kunst ist nicht immer das, was gefällt, sondern das, was zur Auseinandersetzung zwingt."

Die Berliner Festspiele, die im vergangenen Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feierten, sind aus den (West-)Berliner Festwochen hervorgegangen. Seit 2001 haben sie ein eigenes Haus im Stadtteil Wilmersdorf. Organisatorisch gehören sie zur Gesellschaft "Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin".

Edition für zeitgenössische Literatur

Eine Edition, eine neue Startseite im Internet und ein neues Erscheinungsbild stehen ebenfalls am Neustart der Berliner Festspiele unter der Intendanz von Thomas Oberender.

Als eigenständige diskursive Plattform wurde die Edition ins Leben gerufen die die Bühne für Positionen zeitgenössischer Literatur, Essayistik und bildender Kunst darstellt. Die Edition Nr. 1, soeben erschienen, startet mit einer Bahnhofs-Phantasie von Hanns Zischler und Holzschnitten der Leipziger Künstlerin Christiane Baumgartner. Die Publikation wird sechsmal jährlich erscheinen. Sie ist im Haus der Berliner Festspiele kostenlos erhältlich und steht auf der Webpage zum Download bereit.

Text: APA, Red., Audio: ORF