Neuordnung der Förderungen

Theaterreform wird evaluiert

Die Wiener Theaterreform zur Neuordnung der städtischen Theaterförderung ist seit ihrem Inkrafttreten vor acht Jahren Thema zahlreicher Diskussionen. Jetzt soll Bilanz gezogen werden - mittels einer Evaluierung, die Kulturstadtrat Andreas Mailath Pokorny in Auftrag gegeben hat.

Im März soll sie veröffentlicht werden und mögliche Schwachpunkte der Reform zutage fördern. Außerdem stehen die neuen Jurymitglieder fest, die entscheiden sollen, welche Theater künftig eine langfristige Förderung bekommen sollen.

Kulturjournal, 16.01.2012

Auf dem Prüfstein

Mehr Geld für wenige, statt ein bisschen Geld für alle, mehr Transparenz und keine Lebenszeit-Intendanzen mehr - das waren 2003 die Ziele der Wiener Theaterreform. Ihre verwässerte Umsetzung sorgte schon länger für Unmut, jetzt kommt sie auf den Prüfstein. Mit der Evaluierung wurde das NPO-Institut der Wiener Wirtschaftsuni beauftragt, das seit Dezember das Datenmaterial aller Häuser sammelt, Einzelinterviews führt und Fragebögen auswertet. Ende März sollen die Evaluationsergebnisse veröffentlicht werden. Zu wenig Zeit um wirklich einen Einblick in die Wiener Theaterszene zu bekommen, meint Sabine Kock von der IG freie Theater.

Der Zusammenfall der Evaluierung mit der Neubestellung der Konzeptförderjury sei sinnvoll und durchaus beabsichtigt, sagt Kulturstadtrat Andreas Mailath Pokorny, denn "das eine greift ins andere".

Die neue Jury, die entscheidet welche Häuser und Gruppen ab 2014 eine Vier-Jahresförderung erhalten, besteht aus Amelie Deuflhart, Elke Hesse, Angela Heide, Thomas Licek und Michael Stolhofer.

Zusätzliche Spielstätten

Zuletzt hat der Studienautor Uwe Mattheiß, einer der theoretischen Vordenker der Theaterreform, deren Umsetzung heftig kritisiert und sie zur "Metapher für Stillstand" erklärt. Konkrete Kritikpunkte: Die Projektförderung für freie Gruppen ohne Häuser wurde seit Beginn der Reform nicht erhöht, die Koproduktionshäuser, wie etwa das brut, stehen nicht allen Gruppen offen, Häuser wie das Dschungel Wien oder das Schauspielhaus müssen gar kein Konzept einreichen, und wo es keine Juryempfehlung gibt, fördert der Stadtrat selbst - aus dem sogenannten Strukturfördertopf, der jährlich acht Millionen Euro enthält.

Neue Spielstätten wie der Nestroyhof, das Palais Kabelwerk, der Salon 5, oder das 3-raum Anatomietheater sind seit Beginn der Reform dazugekommen. Und mit einem weiteren Theaterhaus, einem postmigrantischen Kulturraum, wird vonseiten der Stadt geliebäugelt.

Als Reaktion auf die Evaluierung der Theaterreform haben sich nun 18 sehr unterschiedliche und zum Teil konkurrenzierende Wiener Bühnen zu einer Plattform zusammengeschlossen, um ihre Interessen stärker und gemeinsam vertreten zu können. Darunter der Dschungel Wien, das TAG, das Tanzquartier, und Garage X.

Textfassung: Ruth Halle