Russisches im Theater an der Wien

8. April 2017, 21:58

Die blinde Iolanta, die von ihrem Vater, dem guten König René, über ihr Schicksal im Unklaren gelassen worden ist, erfährt erst durch den in ihre Abgeschiedenheit dringenden Ritter Vaudemont, was Blindheit, was Licht ist und beginnt sich danach zu sehnen.

Der britische Regisseur Stephen Lawless versetzt die mittelalterliche Handlung mit Tschaikowskys romantischer Musik in das Russland Doktor Schiwagos, das Happy End endet im Gulag. Durch dieses Gefangenenlager versucht der Regisseur eine Verbindung mit Rachmaninows bei uns so gut wie unbekannter Kurzoper "Francesca da Rimini", die eigentlich in Dantes Höllenkreisen spielt und im Duett Francescas und Paolos gipfelt.

Zwei Liebespaare

Saimir Pirgu und Olga Mykytenko spielen und singen in beiden Opern die Liebespaare. Musikalisch liegen zwischen der 1892 entstandenen "Iolanta" und der "Francesca" aus dem Jahr 1906 Welten. Die eine schwülstige, für unsere Ohren manchmal süßlich klingende Spätromantik, die andere ins 20. Jahrhundert bis zum späten Schostakowitsch vorausweisend.

Anna Netrebko hat im vergangenen Festspielsommer in Salzburg die Herzen der Zuschauer in einer konzertanten Aufführung der "Iolanta" berührt und erzählt, dass "Iolanta" in Russland ein Herzstück des Repertoires ist. Und wirklich steht sie derzeit im neu eröffneten Bolschoi-Theater in Moskau auf dem Spielplan.

Der Generalmusikdirektor des Hauses, Vassily Sinaisky, dirigiert nun in Wien das RSO Wien, er hat die "Iolanta" im kleinen Finger und ist für den erkrankten Kirill Petrenko eingesprungen.

Drei Stunden dauern beide Opern im Theater an der Wien und wer es nicht dorthin schafft, kann diese erhebliche Dosis an russischer Musik zurückgelehnt zu Hause hören: Österreich 1 überträgt am Samstag live.