Petar Pismestrovic im Karikaturmuseum

Treffende Porträts

Das Karikaturmuseum Krems zeigt im Ironimus-Kabinett 70 Werke und monatlich die neuesten Arbeiten von Petar Pismestrovic: "Wenn ich zeichne, genieße ich jede Linie", sagt er.

Kulturjournal, 23.01.2012

Ein Gesicht verrät alles - davon ist Petar Pismestrovic überzeugt. An den Augen könne man erkennen, ob jemand einen guten oder schlechten Charakter habe. Sieht man sich seine plastisch wirkenden Porträts an, will man dem Karikaturisten sofort Glauben schenken.

Äußere Merkmale und vermutete Charaktereigenschaften der betreffenden Person ergeben in seinen Bildern ein harmonisches Ganzes. Es gebe Gesichter, da glaubt man am ersten Blick, es sei ideal für eine Karikatur, so Pismestrovic, aber wenn man die Karikatur anfertige, dann merkt man, es sei nicht so leicht wie man geglaubt habe. "Ein Gesicht muss eine Harmonie haben."

Tausende Porträts hat Petar Pismestrovic im Laufe der Jahre angefertigt - die schwierige Aufgabe, einige davon für die Ausstellung im Karikaturmuseum auszuwählen, hatte noch die ehemalige Direktorin Jutta Pichler übernommen, die das Haus im vergangenen Oktober verlassen hat. An der hinteren Wand des Ironimus-Kabinetts ist die Auswahl der Porträts nun zu sehen. Hier sind Studien von Michael Jackson in einer früheren Phase, Arnold Schwarzenegger oder Adolf Hitler.

Heimat "Kleinen Zeitung"

Dass er auch ein guter politischer Beobachter ist, der es versteht, mit klugen Metaphern eine Aussage zeichnerisch auf den Punkt zu bringen, beweist Pismestrovic fast täglich in der "Kleinen Zeitung", mit der er seit 20 Jahren einen Exklusivvertrag hat. Jedes Jahr veröffentlicht die Zeitung mittlerweile ein Buch mit seinen Karikaturen und Köpfen des Jahres.

Eine politische Karikatur muss für Pismestrovic vor allem eines haben: eine klare Aussage. "Es gibt keine Geheimnisse." Eine politische Karikatur müsse ein Arbeiter genauso verstehen wie ein Doktor.

Neue Köpfe

Petar Pismestrovic geht mittlerweile mit einiger Routine ans Werk: Über 40 Jahre lang übt er seinen Beruf bereits aus, hat für 50 verschiedenen Zeitschriften und Magazine gearbeitet, Dutzende Ausstellungen in Österreich und Jugoslawien organisiert und zahlreiche Preise erhalten.

Als er mit seiner Familie 1991 vor dem Bürgerkrieg aus Kroatien nach Österreich flüchtete, war das auch eine Zäsur. Plötzlich hatte es der Karikaturist mit einer neuen politischen Landschaft und völlig neuen Köpfen zu tun. Allerdings schätzte Pismestrovic die völlige Freiheit zu zeichnen, wen und was er wollte. Diese Freiheit sei in Jugoslawien doch eingeschränkt gewesen, so der Künstler.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Karikaturmuseum ermäßigten Eintritt (EUR 2,-)

Karikaturmuseum - Petar Pismestrovic