"EU muss auch ohne Euro funktionieren"

Cameron-Berater: Euro als Gefahr

Das Nicht-Euro-Land Großbritannien wird sich nicht daran beteiligen, den Euro-Rettungsfonds zu stärken. Die britische Regierung sieht im Euro eine Gefahr für die EU, erklärt Philip Blond, politischer Berater von Premierminister David Cameron und Chef des britischen Thinktanks Res Publica.

Mittagsjournal, 25.1.2012

Preis für Viele zu hoch

Wenn die EU unter der Führung von Frankreich und Deutschland versuche, die Eurozone zu retten, sei sie auf dem Holzweg, findet Phillip Blond: "Der Euro ist nicht gut für die südlichen Länder und auch nicht gut für Großbritannien. Wenn wir aber darauf bestehen, dass der Euro gut für alle ist, dann riskieren wir, dass die ganze EU auseinander bricht."

Blond weiter: "Wir sehen ja schon die Unruhen in Griechenland, Spanien, Italien wegen der Sparmaßnahmen, auch in Frankreich steigt der Druck. Die politische Elite versteht nicht, dass der Preis für den Euro für viele verschuldete Länder im Süden zu hoch ist, auch in den Ländern im Norden steigt die Skepsis gegen den Euro und Europa. Aber die Elite sagt immer noch: Der Euro ist gut für uns alle, obwohl der öffentliche Widerstand von allen Seiten steigt."

Platz auch für Euro-Aussteiger

Deshalb tue Großbritannien der EU einen Gefallen, indem es sich an den neuerlichen Rettungsaktionen für die Schuldenstaaten nicht beteiligen will, sagt Blond. "Großbritannien sorgt dafür, dass es in der EU noch Platz gibt für Länder, die nicht den Euro haben. Die EU muss auch unabhängig von der Eurozone funktionieren. Für Länder wie Großbritannien, aber auch zum Beispiel für Polen, die den Euro noch nicht haben. Auch die Länder, die aus der Eurozone ausscheiden, brauchen einen Platz in der EU."

Eurobonds "wichtig"

Europa dürfe nicht nur nach der Pfeife Deutschlands tanzen, sagt Blond. Sparen alleine rette die Länder nicht. Ein Schuldenschnitt müsse her, auch gemeinsame Euro-Anleihen, also Eurobonds, seien wichtig, Deutschland müsse seinen Widerstand dagegen aufgeben. Besonders wichtig sei aber ein Plan, wie die Wirtschaft wieder auf die Beine kommt, vor allem eine wettbewerbsfähige Produktion. Würde nach dem Willen der Deutschen nur gespart, werde die Eurozone auseinander brechen.

"UK schützt EU vor sich selbst"

Dass der britische Premierminister Cameron sich gegen die Hilfe für die Schuldenstaaten entschied, habe außerdem geholfen, dass Großbritannien überhaupt in der EU bleiben kann, sagt Blond, denn sonst hätten sich die Briten in einer Volksabstimmung wohl gegen die EU entschieden, sagt der Berater Camerons. Nicht ganz ohne die berühmte britische Eigenironie sagt Blond daher zusammenfassend: "Großbritannien schützt die EU vor sich selbst."

Philip Blond war auf Einladung des Wirtschaft-Kongresses COM.SULT in Wien.