Oscar-nominierter "Artist"
Der Charme des alten Hollywood
Mit zehn Nominierungen gilt der französische Film "The Artist" als einer der großen Favoriten bei der heurigen Oscar-Verleihung. Keine große Überraschung, hat die als Stummfilm inszenierte Tragikomödie rund um einen Schauspieler am absteigenden Ast doch bereits drei Golden Globes gewonnen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 25.01.2012
Man schreibt das Jahr 1927. Wenn sich George Valentine (Jean Dujardin) nach einer Filmpremiere auf der Bühne feiern lässt, dann kann er sich alles erlauben, selbst seinen Hund noch vor seiner Filmpartnerin auf die Bühne zu holen. George ist ein Star und das Publikum liegt ihm zu Füßen. Doch der Tonfilm naht, eine Revolution im Filmgeschäft, auch für George. Er sei doch keine sprechende Marionette, sondern ein Künstler, lässt er seinem Produzenten ausrichten und verweigert sich dem Zeitgeist. Der Abstieg in die Bedeutungslosigkeit ist vorprogrammiert.
Kein seltenes Schicksal, denn für einige Schauspieler bedeutete der Übergang vom Stumm- zum Tonfilm einen Karriereknick, etwa für Douglas Fairbanks und John Gilbert, eindeutige Referenzpunkte für die Figur des George Valentine, obwohl Gilbert auch im Tonfilm seine Auftritte hatte, meist an der Seite von Greta Garbo.
Liebe in Filmtiteln
Der französische Regisseur Michel Hazanavicius eifert in "The Artist" dem Stummfilm nach, Dialoge gibt es keine, die Tonspur wird von der Musik dominiert. Ein Star am Abstieg einerseits - Stolz, Alkohol und Verzweiflung. Ein kometenhafter Aufstieg andererseits, denn eine Statistin wird zur Tonfilmberühmtheit, noch dazu verliebt sie sich in George. Eine Liebe, die auch in Filmtiteln erzählt wird: "Dieb ihres Herzens", "Tränen der Liebe", "Schutzengel" und schließlich "Funkeln der Liebe". Sein Film sei denn auch ein "fröhliches Meldodrama" und eine zeitlose Geschichte, meint Regisseur Hazanavicius.
Ausdrucksstarkes Schauspiel
Mit vielen Anspielungen und Zitaten huldigt der Film "The Artist" der Kunstform des Stummfilms, mit ausdrucksstarkem Schauspiel, das aber nie in peinliche Übertreibung abgleitet. Hier feiert der Charme des alten Hollywood seine Wiederauferstehung, selbst der Produzent als Mogul mit dicker Zigarre wird dann zum Sympathieträger.