Neues Buch von Stefan Weidner

Hintergründe und Analysen

Mit Islamdebatten und der islamischen Welt zwischen 09/11 und den arabischen Revolutionen beschäftigt sich der Kölner Islamwissenschaftler Stefan Weidner in seinem Buch "Aufbruch in die Vernunft". Stefan Weidner arbeitet als Autor, Übersetzer, Literaturkritiker und er gilt als wichtiger Vermittler zwischen westlicher und islamisch geprägter Kultur.

Kultur aktuell, 26.01.2012

Das Jahr 2011 war ein Epochenjahr, sagt Stefan Weidner, das Wendejahr für die Epoche des Imperialismus, denn auch wenn der Kolonialismus schon lange vorbei sei, so sei dieser in den arabischen Ländern in den Machtstrukturen fortgeführt worden. Die Eliten in den arabischen Ländern "haben ihre Völker nicht anders behandelt, als es die Kolonialmächte mit diesen Völkern gemacht haben", so Weidner. "Und dagegen wurde aufbegehrt."

Der Revolution müsste jetzt eine geistige Wende folgen, auch im sogenannten Westen. Auch der Westen wird begreifen müssen, dass die Ansprechpartner im Dialog mit der arabischen Welt bald nicht mehr die herrschenden und meist auch diktatorischen und brutalen Eliten sind.

Schlüsselstaat Saudi-Arabien

Die Medien hierzulande haben vor allem Ägypten, Tunesien, Libyen und Syrien im Blick. Dabei wird übersehen, dass der außenpolitische Schlüssel für die gesamte arabische Welt in Saudi-Arabien zu finden sei, sagt Stefan Weidner, die Rolle von Saudi-Arabien werde bis dato ignoriert und verdrängt, denn die Fundamentalisten seien massiv von Saudi-Arabien finanziell unterstützt worden. "Ich halte die Rolle Saudi-Arabiens für viel brisanter und gefährlicher in der ganzen Region als Iran", so Weidner.

Mit seinem Buch, das Aufsätze aus zwölf Jahren versammelt, will Stefan Weidner den Hintergrund zu den tagesaktuellen Analysen ausleuchten. Mit dem Fall der Mauer 1989 will er die Demokratiebewegung in der islamischen Welt nicht vergleichen.

"Yes we can"

Auch wenn den Revolutionären in Ägypten am Jahrestag des Aufstandes gar nicht zum Feiern zumute war, auch wenn die Umwälzungen des Arabischen Frühlings in mehreren Ländern islamistische Parteien gestärkt haben, und auch wenn vieles zu langsam geht, die Dynamik sei besser als die erstickende Stagnation des vergangenen Jahrzehnts, sagt Stefan Weidner.

Noch vor wenigen Jahren, als die arabischen Länder Gastland bei der Frankfurter Buchmesse waren, hatte er festgestellt: Die arabische Kultur hat nicht nur ein Wahrnehmungsproblem im Westen, sie ist auch tatsächlich nicht auf der Höhe ihrer Kraft. Diesen Befund hat er mittlerweile revidiert. "Das ist fast das Obama-Motto - Yes, we can -, diese Dynamik spürt man jetzt", meint Weidner. Die Menschen haben ihre Kraft entdeckt und seien bereit zu kämpfen.

Stefan Weidner, "Aufbruch in die Vernunft". Am Donnerstag, 26. Jänner 2012, präsentiert Stefan Weidner sein Buch in der Wiener Hauptbücherei, erschienen ist es im Dietz-Verlag.

Textfassung: Ruth Halle

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