Markovics räumt mit Regiedebüt ab
Filmpreis: "Atmen" sechsfacher Gewinner
Karl Markovics war mit seinem Film "Atmen" der große Gewinner des diesjährigen österreichischen Filmpreises. Etwas kurios dabei war die Tatsache, dass Karl Markovics Präsident des Preisstifters, der österreichischen Filmakademie ist. Das soll bei den Entscheidungen aber keine Rolle gespielt haben.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 28.01.2012
Wolfgang Popp
Verleihung als "Markovics-Festspiele"
Zum zweiten Mal wurde Freitagabend der Österreichische Filmpreis verliehen. Schauplatz war die Filmstadt Wien in den Rosenhügelstudios. "Atmen", das Regiedebüt von Karl Markovics, erhielt Auszeichnungen in sechs Kategorien. Markus Schleinzers Missbrauchsdrama "Michael", das heuer immerhin im Wettbewerb von Cannes gestanden hatte, musste sich mit dem Preis für die beste Tongestaltung begnügen.
Als "Karl Markovics-Festspiele" betitelte Moderator Rupert Henning dann auch ironisch die Veranstaltung am Freitagabend. Markovics gewann mit seinem Drama "Atmen", das von einem jugendlichen Straftäter auf demWeg zurück in die Gesellschaft handelt, die Preise für den besten Spielfilm, die beste Regie und das beste Drehbuch.
Regisseur nimmt es mit Humor
Dass Markovics gleichzeitig der Akademie des österreichischen Films vorsteht ließ er selbstironisch in seine Danksagung einfließen. "Ich weiß, dass ich mir jetzt die Zunge verbrenne, aber ich sage es trotzdem: Es hat Vorteile, Präsident dieser Akademie zu sein. In Zukunft werde ich mir überlegen, auch die Präsidentschaft der amerikanischen Filmakademie anzustreben", so der Regisseur.
Markovics Crew durfte sich über drei weitere Auszeichnungen freuen. Der junge Thomas Schubert bekam den Preis für den besten männlichen Darsteller. Darüber hinaus wurde "Atmen" auch noch in den Kategorien bester Schnitt und beste Musik honoriert.
Doku über Prostituierte ausgezeichnet
Moderator Rupert Henning sah sich gar veranlasst, den Wahlmodus genau zu erklären. Das Wahlverfahren sei streng geheim, es sei demokratisch und werde von einem Notar überwacht. Und der sei nicht mit der Familie Markovic verwandt, so Henning mit einem Augenzwinkern.
Der zweite große Gewinner des Abends - wie alle gestrigen Preisträgerfilme vom ORF kofinanziert - war Michael Glawoggers "Whores' Glory". Dieses lebensnahe Porträt von Prostituierten in Thailand, Bangladesch und Mexiko wurde als bester Dokumentarfilm und für die beste Kamera ausgezeichnet.
Dieses Jahr gab es bei der Preisgala mehr als doppelt so viele Gäste als noch im Jahr zuvor. Und auch die von Valie Export gestaltete Preisskulptur, die letztes Jahr aus Kostengründen nicht vergeben werden konnte, wechselte gestern die Besitzer. Der Aluminiumguss stellt eine Wendeltreppe dar und soll die Dynamik von Filmen verdeutlichen.