Josefstadt zeigt Neuinszenierung
Geschichten aus dem Wiener Wald
Mit seinem wohl berühmtesten Drama "Geschichten aus dem Wiener Wald" hat Ödön von Horváth in den 1930er Jahren dem Wiener Bürgertum den Spiegel vorgehalten; noch dreizehn Jahre nach seiner Uraufführung hat das Stück in Wien für einen Skandal gesorgt. Heute ist das Werk längst ein Klassiker.
8. April 2017, 21:58
Im Wiener Theater in der Josefstadt ist es nun in einer Neuinszenierung zu sehen. Regie führt der Direktor des Hauses, Herbert Föttinger. Premiere ist am Donnerstag, 2. Februar 2012.
Kultur aktuell, 02.02.2012
Das "goldene Wienerherz" ist eine Fratze, hinter der vielgepriesenen Gemütlichkeit steckt brutaler Chauvinismus, der sich an alten Strukturen festklammert. Ödön von Horváth beschreibt eine Gesellschaft in Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs, in denen das Kleinbürgertum ums Überleben kämpft. Freiheit und Selbstbestimmung haben hier keinen Wert. Die junge Marianne, die sich der Hochzeit mit dem Fleischhauer Oskar verweigert und ihren Mann selbst aussuchen will, wird dafür gnadenlos bestraft.
Keine Gemütlichkeit mehr
Regisseur Herbert Föttinger schafft auf der Bühne eine kalte Atmosphäre: Eine Gruppe von Stahlsäulen deutet wohl den Wienerwald an, ansonsten bietet sich wenig fürs Auge. Sein Ziel sei es gewesen, den "Geschichten aus dem Wienerwald" jene Gemütlichkeit zu nehmen, die dem Stück automatisch anhafte, erklärt Föttinger.
Die letzte Neuinszenierung des Stücks im Theater in der Josefstadt liegt genau 18 Jahre zurück. Erwin Steinhauer, der damals unter der Regie von Karlheinz Hackl den verschmähten Ehegatten Oskar spielte, steht nun als Zauberkönig, also Mariannes Vater, auf der Bühne - ein alter, jähzorniger und wehleidiger Patriarch, der seine unfolgsame Tochter von sich stößt.
Als das Stück 1948 im Wiener Volkstheater gezeigt wurde, sorgte es für einen Skandal. Das Publikum habe sich knapp nach dem Zweiten Weltkrieg in den Figuren allzu sehr wiedererkannt, meint Steinhauer. Gerade das mache die "Geschichten aus dem Wiener Wald" bis heute so bedeutsam.
Die Marianne wird von Alma Hasun verkörpert, in weiteren Rollen sind etwa Erni Mangold als Großmutter und Sandra Cervik als Trafikantin Valerie zu sehen.
Textfassung: Ruth Halle
Service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Theater in der Josefstadt ermäßigten Eintritt (zehn Prozent an der Abendkassa).
Theater in der Josefstadt - Geschichten aus dem Wiener Wald