Große Schau in der Albertina
Pastelle der Impressionisten
Erstmals widmet sich eine Ausstellung ausschließlich den Arbeiten auf Papier aus der Zeit des Impressionismus - auch wenn sie schon seinerzeit fast die Hälfte der Kunstwerke in den berühmten Impressionisten-Schauen der 1870er und 1880er Jahre ausmachten. Rund 200 Werken von Manet, Degas, Renoir, Cezanne, Toulouse-Lautrec und anderen sind zu sehen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 09.02.2012
Nur ein einziges in Öl auf Leinwand gemaltes Bild hängt in dieser Ausstellung: Es ist die "Waterloo Bridge" von Claude Monet, flankiert von zwei Ausarbeitungen desselben Motivs in Pastellfarben. Damit soll gezeigt werden, dass das Pastell noch mehr als das Ölgemälde geeignet ist, Nebel, Dunst oder Regen in atmosphärische Stimmungen zu verwandeln.
"Das Pastell hat unendlich viel lichtere, hellere Farben als die Ölfarben", sagt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder zu dieser Vorliebe der Impressionisten. "Sie entdecken damit eine Technik neu, bewerten sie aber auch neu."
Die Skizze ist das Kunstwerk
Gründerväter der Impressionisten wie Edouard Manet lehnten sich auf gegen die herrschende Malschule, die das Ölgemälde als Krönung aller Gattungen etabliert hatte. Sie versuchten die Wiederbelebung der Pastellmalerei des Rokoko, die längst in Vergessenheit geraten war. Und sie werteten die Skizze auf, die ihnen größere Spontaneität erlaubte.
"Der Skizze ist immer schon bescheinigt worden, sie ist der direkte Niederschlag der Beobachtung", sagt Schröder. "Sie ist das Ergebnis der unmittelbaren Auseinandersetzung mit dem, was man umsetzt. Indem die Impressionisten sagen, die Skizze ist bereits das fertige Kunstwerk, gewinnen sie genau jene Authentizität, die der Skizze innewohnt."
Schnelleres Arbeiten möglich
Die neuen Maltechniken freuten nicht nur die Maler, sie freuten auch die Kunsthändler, die nun nicht mehr so lange auf ein Gemälde warten mussten und somit rascher Geschäfte machten, sagt einer der Kuratoren der Schau, Christopher Lloyd.
Noch einen pragmatischen Vorteil hatten Pastell und Skizze für die Künstler: Die waren leichter zu handhaben. Edouard Manet, gezeichnet durch seine Geschlechtskrankheit etwa, war das Ölmalen zu anstrengend, weshalb er dann lieber Skizzen anfertigte; und Claude Monet konnte auf Reisen zum Pastellstift greifen, wenn die Leinwände mit dem Gepäck verloren gegangen waren.
Experimentierfreudige Maler
Besonders schön sind die Skizzen von Edgar Degas, in denen er die Bewegungsabläufe von Jockeys studiert oder seine weiß leuchtenden Balletttänzerinnen. In manchen Skizzen zeigten sich die Maler besonders experimentierfreudig: wie Degas etwa in dem Porträt der Madame May mit ihrem Erstgeborenen. Es zeigt eine schlappe, müde Mutter statt einer stolzen, weshalb das vom Kindesvater beauftragte Gemälde auch nie ausgeführt wurde.
In dieser Impressionismus-Schau gibt es einige Entdeckungen zu machen - auch wenn die meisten Besucher wohl noch nie darüber nachgedacht haben, ob ein Gemälde auf Papier oder Leinwand gemalt ist und ihnen das Thema der Ausstellung recht akademisch vorkommen mag. Die großen Namen allerdings ziehen wohl allemal.
Textfassung: Ruth Halle
Service
Ö1 Club-Mitglieder bekommen in der Albertina ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).
Albertina - Impressionismus