Neuer Prosaband von Friederike Mayröcker

ich sitze nur GRAUSAM da

Vor wenigen Wochen hat Friederike Mayröcker ihren 87. Geburtstag gefeiert und scheinbar unermüdlich schreibt sie ihr Lebenswerk fort - wort- und bildgewaltige sprachschöpferische Kunstwerke, denen Rezensenten mit Vokabeln wie hermetisch und rätselhaft, unerklärlich, verdichtet und sprachphantastisch beizukommen versuchen.

Demnächst wird ein neuer Prosaband der Grande Dame der österreichischen Literatur erscheinen: "ich sitze nur GRAUSAM da" lautet der Titel.

Kultur aktuell, 10.02.2012

Am Anfang war das Bild, eine Zeichnung des italienischen Malers Mimmo Paladino, die jetzt den Umschlag von Friederike Mayröckers neuem Prosaband ziert: ein Mann in seltsamer Verschränkung mit zwei Hunden. Dieses Bild sei für sie "ungeheuer berührend" gewesen, sagt Mayröcker.

Über die Liebe und ihre vielen Spielarten schreibt Friederike Mayröcker denn auch in ihrem neuen Buch, einem Prosatext, getragen von einem optimistischen, kraftvollen, beinahe heiteren Ton, "obwohl viele Tränen vorkommen", so Mayröcker.

Oft sind es romantische Tränen, die hier fließen, in einem Erzählstrom aus Erinnerungen, Träumen, Assoziationen und Alltagssplittern. Friederike Mayröcker schreibt über ihre Lektüre - allen voran Jacques Derrida und Jean Genet, sie erzählt von Begegnungen und Reisen, von Freunden und Weggefährten, von Kindheitstagen und Sehnsuchtsorten. Und immer wieder taucht Eli auf, den wir schon aus früheren Büchern kennen. "Ich komme von Eli nicht weg", sagt Mayröcker, "der verfolgt mich irgendwie. Er ist schon manchmal die Figur von Ernst Jandl, aber dann ist er auch wieder eine andere Figur".

Er wird aber auch ein anderer Mann, einer, der das erzählende Ich "wie 1 Blitz traf", "berührte" und "elektrisierte", wie es im Text heißt, ein Namenloser, markiert mit ++++++.

"Peinliches" Alter

Von der Last des Alters hat Friederike Mayröcker in ihren letzten Prosabänden erzählt, von Hüftschmerzen und Schwächegefühlen, von Schlafstörungen und Schwindelanfällen. In ihrem jüngsten Buch sei es ihr um Schönheit und Form gegangen, sagt sie. Und wenn hier von Schwindel die Rede ist, dann ist es ein "Schwindel wie beim Küsse tauschen".

Mit großer Leichtigkeit und zugleich mit aller Kraft stemmt sich Friederike Mayröcker in diesem Text gegen das Alter: "Im Alter verhärtet: versteift sich alles" schreibt sie und: "man trachte lieber nach Verzauberung und Verklärung und Schönheit". "Ich will nicht dieses Alter haben", sagt sie. "Es ist so peinlich, so ein hohes Alter zu haben"

Textfassung: Ruth Halle

Service

Friederike Mayröcker, "ich sitze nur GRAUSAM da", Suhrkamp Verlag

Suhrkamp - ich sitze nur GRAUSAM da