Ö1 Studienreise nach Bosnien-Herzegowina

In den Schluchten des Balkans

Sarajevo, so nah und doch so fern. Ein Flug von Wien in die Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas dauert gerade eine Stunde. Aber welcher Österreicher weiß das schon, wenn er nicht gerade geschäftlich am Balkan zu tun hat?

Sarajevo. Der Name dieser Stadt weckt in Österreich fast zwangsläufig Assoziationen. Am 28. Juni 1914 löste der bosnisch-serbische Student Gavrilo Princip mit der Ermordung des Thronfolgers von Österreich-Ungarn, Franz Ferdinand, den Ersten Weltkrieg und den Untergang der Donaumonarchie aus. Diese hatte in Bosnien-Herzegowina seit 1878 das Sagen gehabt, als Nachfolgerin des Osmanischen Reiches.

Manche denken vielleicht auch an den Februar 1984 zurück, als Vucko, der kleine Wolf, seine knollige Zeichentricknase in die Luft reckte, um zu verkünden, dass in Sarajevo gerade die Olympischen Winterspiele stattfanden. Den österreichischen Wintersportfreunden sind die Spiele eher als Desaster in Erinnerung. Es gab gerade einmal eine Bronzemedaille durch Anton Steiner in der alpinen Herrenabfahrt.

Aufschwung nach Tito

Sarajevo gehörte damals noch zum Vielvölkerstaat Jugoslawien, und es hatte den Anschein, als sei die Welt am Balkan in bester Ordnung. Zwar war Josip Broz Tito schon seit bald vier Jahren tot, aber noch hielt der vom Partisanenführer nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete gemeinsame Staat der Südslawen zusammen.

Die Bevölkerung von Sarajevo war stolz, wieder einmal in den Mittelpunkt des Weltgeschehens gerückt zu sein, und die Hauptstadt der damaligen jugoslawischen Teilrepublik Bosnien-Herzegowina schien zudem eine prosperierende Zukunft vor sich zu haben. Auf den Bergen Jahorina und Bjelasnica waren für Olympia moderne Skilifte gebaut worden. Gemeinsam mit der historischen Altstadt von Sarajevo, die ebenso orientalischen wie k.-u.-k.-Charme ausatmet, ergab das einen Mix, der durchaus touristentauglich erschien. Nicht einmal ein Jahrzehnt später war alles anders. Jugoslawien versank im Brüderkrieg, Bosnien und Sarajevo rückten wieder in die Titelzeilen der internationalen Medien.

Drei Volksgruppen nebeneinander

Die Tragödie spielte sich damals praktisch vor der Haustür ab, wie auch der Zustrom an Flüchtlingen nach Österreich bewies. Der Bosnien-Krieg wurde erst 1995 mit dem Vertrag von Dayton beendet. Seither ist Bosnien-Herzegowina ein in zwei - sogenannte - Entitäten geteiltes Land.

In der etwas größeren bosniakisch-kroatischen Föderation leben vorwiegend Bosniaken, also Muslime, und Kroaten, die zumeist Katholiken sind. In der Republika Srpska haben sich nach dem Krieg hauptsächlich die orthodoxen Serben angesiedelt. Mit dieser Regelung wurde 1995 das Blutvergießen beendet. Kritiker sehen damit mehr als 16 Jahre danach aber die ethnischen Säuberungen von damals bestätigt.

Mittlerweile haben es die drei Volksgruppen geschafft, ohne größere Gewaltausbrüche nebeneinander zu leben. Ein freundschaftliches Miteinander kommt aber oft nur schwerlich in Gang. Dennoch hat Sarajevo allen traumatischen Erlebnissen der Vergangenheit zum Trotz wieder eine ansteckende Lebenslust entwickelt - wobei dies von Touristen aus Österreich eher unbemerkt bleibt, wird Sarajevo doch von heimischen Touristen kaum besucht. Dabei dauert ein Flug ab Wien in die bosnische Hauptstadt gerade einmal eine Stunde.

Pittoreskes Mostar

Mostar, die größte Stadt der Herzegowina, ist hingegen schon wieder am Sprung, ein Fremdenverkehrsziel ersten Ranges zu werden. Schließlich ist die pittoreske Stadt am Ufer der Neretva nur ein paar Dutzend Kilometer von der dalmatinischen Küste entfernt, wo sich sommers die Badegäste an den Stränden aalen.

So ganz hat die Stadt die jüngste Vergangenheit auch noch nicht verdaut, wie die eine oder andere Ruine im Stadtgefüge zeigt. Die touristische Infrastruktur ist aber bereits wieder up-to-date, vor allem weil das herausragende Wahrzeichen der Stadt wieder in altem Glanz erstrahlt: die alte Brücke, Star Most genannt.

Das Wunder von Medugorje

Unweit von Mostar liegt das kleine Städtchen Pocitelj. Es verströmt einen orientalischen Charme, der bereits seit Jahrzehnten vor allem jene Gemüter anzieht, die von der Muse geküsst wurden. Die Künstlerkolonie von Pocitelj prägt seit den 1960er Jahren das Leben in dem kleinen Ort am Ufer der Neretva.

Nur wenige Kilometer davon entfernt, in Medugorje, pulsiert das Leben dank der katholischen Pilger, die aus aller Welt dorthin strömen, wo 1981 einer Gruppe von Kindern die Muttergottes erschienen sein soll. Man mag über das Treiben in Medugorje denken, was man will, schließlich ist ja auch die Kirche durchaus skeptisch. Der Bischof von Mostar versäumt keine Gelegenheit, um gegen das Treiben medial zu wettern, und Rom will erst prüfen, ob das "Wunder" von Medugorje dereinst einmal auch offiziell anerkannt werden soll.

Jedoch hat das ehemalige Weinbauernnest in der Herzegowina den Anschluss an die Welt geschafft, der Besuchereigen ist durchaus international. Der Staat Bosnien-Herzegowina hat es hingegen noch nicht einmal bis zum Status des EU-Beitrittskandidaten geschafft.

Service

Die Ö1 Studienreise nach Bosnien-Herzegowina besucht unter anderem Zagreb, Banja Luka, Sarajevo und Mostar.

Mehr zur Reise im Ö1 Kalender

Reisetermine: 26. Mai - 1. Juni 2012, 7. - 13. Juli 2012, 1. - 7. September 2012.

Ö1 Club-Preis bei Vorweisen der Clubkarte: EUR 836,- im Doppelzimmer (statt EUR 880,-), Einzelzimmerzuschlag: EUR 120,-

Beratung & Buchung: Ruefa Reisen, 1030 Wien, Rennweg 46-50, (01) 514 45-802, E-Mail.

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