Deutsche Bank vergleicht mit Kirch-Erben

775 Millionen Euro für 13 Sekunden

Die Deutsche Bank zieht Verhandlungskreisen zufolge einen teuren Schlussstrich unter ihren zehnjährigen Rechtsstreit mit Leo Kirch: Voraussichtlich gut 775 Millionen Euro zahle die Bank in einem Vergleich an die Familie des verstorbenen Medienunternehmers, sagten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Montag.

Mittagsjournal, 14.2.2012

Teuerstes Interview der Welt

13 Sekunden lang ist eine Passage aus einem neun Jahre alten Fernseh-Interview, dass für die Deutsche Bank Ausgaben von 775 Millionen Euro bedeuten. Gesprochen hat Rolf Breuer, damals Chef der Deutschen Bank. Mit seinem Zitat soll er einen Milliardenkonzern in den Ruin getrieben haben. Seine Worte damals: "Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen". Vom teuersten Interview der Welt ist jetzt schon die Rede. Der Preis dürfte einigermaßen genau feststehen, auch wenn der Deal noch nicht hundertprozentig durch ist.

Nach Interview ruiniert

Weder Breuer selbst noch die Journalisten von Bloomberg TV dachten sich damals viel dabei. Kurz danach griffen aber andere Medien die Äußerungen auf, und wenig später fuhr das stolze Kirch- Imperium krachend in Tiefe. Leo Kirch hatte in seinen Glanzzeiten Deutschlands größten Medienkonzern besessen, mit Fernsehsendern wie SAT eins und Pro7, mit Rechten auf Hollywoodfilme und Serien und auf große Sportereignisse. Nach dem Interview war Kirch ruiniert, und er gab bis an sein Lebensende Bankchef Rolf Breuer die Schuld am endgültigen Absturz.

Bewegung nach Hausdurchsuchung

Noch kurz vor seinem Tod kam es in einem Münchner Gerichtssaal zwischen Leo Kirch - im Rollstuhl sitzend und praktisch blind - zum Showdown mit Breuer. Die späte Genugtuung erleben aber nun nur noch sein Erben. Und auch Leo Kirchs Gläubiger können sich über eine Aufbesserung ihrer Rückzahlungsquote freuen, da sie mindestens die Hälfte des Geldes bekommen sollen. Der scheidende Deutsche Bank- Chef Josef Ackermann schafft seinen Nachfolgern damit auch noch schnell ein Problem vom Hals. Es machte der Bank wenig Freude, dass die Justiz im Zuge der Kirch- Affäre im letzten Jahr sogar Hausdurchsuchungen in Ackermanns Büroräumen anberaumte. Auch dieser blamable Vorgang dürfte dazu beigetragen haben, den Weg zum teuren gerichtlichen Vergleich zu ebnen.