Geburtsort der Familie Avsenik

Ein Besuch in Begunje

Er hat mehr als 800 verschiedene Polkas und Walzermelodien komponiert, mit seinem Quintett hat er im ehemaligen Jugoslawien sowie in Deutschland, Österreich und der Schweiz in ausverkauften Konzertsälen gespielt. Die Rede ist von Slavko Avenik, der in Begunje geboren wurde.

Er ist gleich alt wie der unabhängige slowenische Staat, betont der 20-jährige Saso Avsenik mit einem gewinnenden Lächeln. Er führt durch ein Museum in Begunje, in dem die Geschichte seines Großvaters und des Oberkrainer Quintetts gezeigt wird. Begunje/Vigaun, das sei so etwas wie der Vatikan der Oberkrainer Musik, betont er.

Begunje wird von den Avseniks geprägt. Das ehemalige Dorfgasthaus wurde in ein Veranstaltungszentrum mit regelmäßigem Konzertbetrieb für rund 350 Besucher umgebaut, das Museum und der Verkaufsshop sind ebenfalls ein gutes Geschäft. 2007 wurde in Begunje die Avsenik-Musikschule eröffnet. Neben der Geschichte der Musiker werden alle fünf Oberkrainer Quintett-Instrumente unterrichtet, sowie der Avsenik-Stil und die Technik.

Rückblick

Slavko Avsenik und sein Bruder Vilko haben neben der Pflichtschule regelmäßig Musikunterricht erhalten. Nach der Schule bleibt Slavko am elterlichen Hof, sein Bruder Vilko studiert an der Musikakademie und spielt als Klarinettist im Tanz- und Jazzorchester von Radio Ljubljana.

Slavko hingegen wird zuerst Skispringer in der jugoslawischen Nationalmannschaft und arbeitet als Weber in einer Textilfabrik. In seiner Freizeit tritt er im elterlichen Gasthof auf - als Solist mit dem Tasten-Akkordeon oder im Duett mit Bruder Vilko, der ihn auf der Klarinette begleitet.

Von Anfang an beginnt der Autodidakt Slavko Polka- und Walzermelodien zu komponieren. In einer Frage herrscht Uneinigkeit zwischen den Brüdern: Vilko möchte, dass sein Bruder komplexere Stücke komponiert, Slavko hingegen ist für einfache Stücke - alle Menschen sollen seine Musik verstehen können.

Kvintet bratov Avsenik

Die Brüder gründen die Musikgruppe Kvintet bratov Avsenik mit dem Trompeter Franc Kosir, dem Klarinettisten Vilko, dem Baritonisten Mik Soss und dem Gitarristen Lev Ponikvar. Vilko Avsenik hört recht bald mit dem Klarinettenspiel auf, dafür arrangiert er alle Lieder, die sein Bruder komponiert.

Mitte der 1950er Jahre spielt das Kvintet bratov Avsenik in der "Slowenischen Stunde" in Radio Kärnten. Diese Sendung hört auch der österreichische Moderator Fred Rauch, der beim Bayerischen Rundfunk arbeitet. Er ist begeistert von den Kompositionen und holt die Musiker nach München. Dort spielen sie eine Polka ein, die weltberühmt werden sollte: "Na Golici" lautet der slowenische Titel. Fred Rauch übersetzt fürs deutsche Publikum und nennt das Stück ab sofort "Trompeten-Echo".

Die Musik findet so viele Nachahmer, dass sich die Gruppe schon bald als "Original Oberkrainer Quintett Avsenik" bezeichnet.

Der Enkel

Ab Anfang der 1990er Jahre haben sich die Brüder Avsenik vom Auftrittsgeschäft zurückgezogen. Vor ein paar Jahren hat Slavko Avseniks Enkel Saso das Erbe des Großvaters angetreten. Die zweite CD unter dem Titel "Saso Avsenik und seine Oberkrainer" ist auf dem Markt.

Allerdings: Großen Veränderungswillen zeigt der Enkel nicht. Das Zielpublikum befindet sich nach wie vor nördlich der Karawanken. Die Besetzung des Quintetts besteht wie beim Großvater aus Trompete, Gitarre, Klarinette, Baritonhorn, Gesang und natürlich Akkordeon. Saso spielt auf dem Akkordeon seines Großvaters.

Die Ausnahme

Alle Titel von Slavko Avsenik und seinen Original Oberkrainern wurden ins Deutsche übersetzt. Mit einer Ausnahme: Das Lied "Tam kjer murke cveto". Der slowenische Textdichter Ferry Souvan hat sich zu einer Walzermelodie von Slavko Gedanken über die Geschichte des Draga-Tals gemacht. An einer Stelle heißt es frei übersetzt: "Dieses grüne Tal mit Blut übergossen, Draga, wird' dich immer lieben, wird' dich nie vergessen."

Das Geiselmuseum

In Begunje befindet sich auch das mächtige Schloss Katzenstein. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert. Am Eingang des Schlosses empfängt die Bronze-Statue eines Gefangenen in Handschellen. Seit den 1960er Jahren ist in einem Nebentrakt auch ein Geiselmuseum eingerichtet. Während der deutschen Okkupation ab 1941 hat die Gestapo in Schloss Katzenstein ihr Hauptquartier eingerichtet und einen Teil zum Gefängnis umfunktioniert. Hier wurden Menschen verhört, gefoltert und über 1000 ermordet. 12.000 wurden festgehalten, darunter auch alte Menschen und Kinder.

Heute kann man die zehn ehemaligen Gefängniszellen besichtigen. Im beklemmenden Innenraum aus dicken Steinmauern wurden Inschriften in die Wände geritzt. "Kameraden, rächt uns" oder "Ich bin schon 12 Tage hier und warte auf das Verhör" oder "Ich bin darauf vorbereitet zu sterben, 1.11.1944".

80 Szenen als Fresken

Noch weiter zurück in die Vergangenheit gerät man auf dem Weg zur Kirche Sveti Peter aus dem 16. Jahrhundert. Der Anstieg durch Mischwald auf den Hausberg von Begunje dauert 40 Minuten. Die Anstrengung wird mit einer wunderschönen Aussicht auf Bled und das Krainer Hügelland belohnt.

Neben einem Kleinod bäuerlicher Baukultur, dem Mesnerhaus und dem dazugehörigen Wirtschaftsgebäude, befindet sich die 1523 erbaute Kirche. Meister Jernej von Loka, vielbeschäftigter Maler aus Skofja Loka, hat hier im 16. Jahrhundert einen Freskenschmuck von seltenem Reichtum hinterlassen. In rund 80 Szenen sind die Christus-Passion, das Jüngste Gericht und die Petruslegende dargestellt.

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