Archäoakustik

Archaölogie der Töne

Einige Wissenschaftler plädieren für eine Archäologie, die sich nicht nur mit Gebäuden, Gräbern und Gegenständen beschäftigt, sondern auch mit Sinneswahrnehmungen. Archäoakustiker rekonstruieren Klangwelten früher Gesellschaften.

Zwei 3000 Jahre alte Muschelhörner

Das sind zwei 3000 Jahre alte Muschelhörner von Chavín de Huántar, einer Tempelanlage in Peru. Ob diese allein oder im Duett gespielt wurden, wird sich nie eruieren lassen. Doch eines hat eine interdisziplinäre Forschergruppe der kalifornischen Stanford University herausgefunden: Akustische Effekte dürften bei der Errichtung der Anlage eine Rolle gespielt haben: Innenräume der Tempel, so genannte Galerien, leiten Ton auf ganz bestimmte Weise nach außen, erzählt Miriam Kolar:

"Wenn man das Muschelhorn in der Galerie spielt, merkt man, dass Töne selektiv gefiltert werden. Das heißt: Die Frequenzen des Muschelhorns werden weitergeleitet, andere jedoch nicht. Der Klang des Muschelhorns gelangt mit nur minimaler Abdämpfung von Drinnen nach Draußen. Doch bei anderen Tönen ist das nicht der Fall."

Die Wissenschaftler wollen nun mit einem Computermodell einen systematischen, akustischen Lageplan der Anlage erstellen. Die Forscher berücksichtigen dabei auch die Oberflächenbeschaffenheit der Wände.

"Die Innenwände sind möglicherweise mit Lehm verputzt gewesen. Wenn das der Fall war, könnte die Akustik anders gewesen sein. Wir haben daher eine Wand aufgestellt, die wir mit verschiedenen Materialien verputzen. Und dann messen wir die Akustik bei verputzter Wand und vergleichen sie mit blankem Stein."

Mithilfe des Computermodells hoffen die Forscher zu klären: Sind die akustischen Effekte von Tempelanlagen früher Gesellschaften Zufall? Oder steckt architektonische Methode dahinter.