Premiere am Volkstheater

Jagdszenen aus Niederbayern

Am Freitag, 17. Februar 2012, hat am Wiener Volkstheater das Stück "Jagdszenen aus Niederbayern" Premiere, ein beklemmendes Stück über Intoleranz von Martin Sperr, das 1966 uraufgeführt wurde und das auch heute von seiner Aktualität nichts eingebüßt hat.

Mittagsjournal, 17.02.2012

Es geht ziemlich brutal zu in diesem Stück, in dem es um die Konfrontation zwischen einer Dorfgemeinschaft und Außenseitern geht. Außenseiter, die da sind: der schwule Abram, eine Bäuerin, deren Mann im Krieg als verschollen gilt und die mit ihrem Knecht und ihrem geistig behinderten Buben lebt, sowie ein lebenshungriges junges Mädchen, das als Schlampe katalogisiert wird. Zum Schluss gibt es zwei Tote und im Dorf ist wieder Ruhe eingekehrt.

Fließende Opfer- und Täterrollen

Für die junge Regisseurin Schirin Khodadadian hat das Stück nichts von seiner Aktualität eingebüßt, die Mechanismen seien immer noch dieselben, sagt sie. Sie habe vor allem die gruppendynamischen Mechanismen herausgearbeitet.

So werden Mechanismen der Unterdrückung bloßgelegt. Maria, etwa, die, noch verheiratet, mit ihrem Knecht auch das Bett teilt, und die dann ihren "dummen Buben", wie sie sagt, mit Brennnesseln einreibt. Oder die Tagelöhnerin Barbara, die ihren schwulen Sohn Abram beschwört, zu gehen, da sie sonst im Dorf nicht bleiben könne. Sie verstößt ihn, dabei ist sie selbst ein Opfer, das von den Großbauern ausgebeutet wird. Dazu kommt die Rolle des Pfarrers, der auf der Seite der Ordnung und der Autorität steht. Eine beklemmende Atmosphäre, wo Opfer- und Täterrollen fließend sind.

Gleich zu Beginn ist diese bedrückende Enge spürbar, doch es gilt in der Inszenierung, die Spannung bis zum Schluss zu halten, bzw. aufzubauen. Der Beginn sei im scheinbar Harmlosen, die Spannung baue sich auf, bis man in der Falle sitzt, so Regisseurin Schirin Khodadadian.

Martin Sperrs Stück spielt im Jahrs 1948. Es ist das erste einer Trilogie über die Nachkriegswirklichkeit und wurde bei seiner Uraufführung 1966 zur Theatersensation. In der Folge wurde es erfolgreich verfilmt und erschien auch als Erzählung. Ereignisse in einem Dorf in Niederbayern, das überall sein könnte.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Volkstheater ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Volkstheater - Jagdszenen aus Niederbayern