Was Künstler darin sehen und damit machen

Die Botschaften der Kleidung

Jeans, T-Shirt, Pullover, das tragen fast alle. Andererseits taxiert man sein Gegenüber doch sehr genau: Designer-Jean oder billiges No-name-Produkt? Welche Botschaften Künstler in der Kleidung entdecken oder welche sie den Fotoarbeiten über Kleidung mit auf den Weg geben, ist Thema einer Ausstellung im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg in Salzburg.

"Röcke tragen" - die Inszenierung von Kleidung in der zeitgenössischen Fotografie und Plastik zeigt, was Künstler und Künstlerinnen aus einem Alltagsthema machen.

Kulturjournal, 20.02.2012

Wer sich vor dem eigenen Kleiderkasten schon einmal gefragt hat, was diese Fülle über die eigene Persönlichkeit aussagt, oder ob der Stil noch zur eigenen Haltung passt, der wird sich in der Ausstellung "Röcke tragen" im Museum der Moderne bestätigt fühlen, denn: Fragen nach der Bedeutung von Mode, nach dem Selbstwertgefühl, nach Rückschlüssen auf die Persönlichkeit, diese Fragen stellt die Ausstellung auch.

Außerordentlich ist die Fülle der Aspekte, die die beiden Kuratoren in den Arbeiten von mehr als 70 Künstlern und Künstlerinnen aufgespürt haben. Es beginnt mit "Rock oder Hose", dem Nachdenken über Rollen der Geschlechter: Valie Export posiert in Männerkleidung und zeigt ihr nacktes Geschlecht, Birgit Jürgenssen hängt den Frauen nicht nur Schürzen, sondern gleich einen tragbaren Küchenherd um, Sissi Farassat verwendet für ihre Bilder Stickerei und Pailletten.

Keine Kleidung ohne Mode: Elfi Semotan hat in den 1970er Jahren Werbefotografie für ein Wiener Pelzhaus gemacht, diese Plakate wurden Material für eine junge Künstlerin, erzählt die Kuratorin Katja Mittendorfer-Oppolzer.

"Architekturen der Begierde"

Inszenierung von Kleidung auch in den Schaufenstern: "Architekturen der Begierde" nennt Peter Köllerer eine Serie mit Modeschaufenstern - was hier allerdings zum Kauf locken soll, hat den Chic von Ostblockmode der 1970er. Gegenüber der Blick von Beat Streuli auf Shoppingstraßen in Tokio: Die Japanerinnen wirken gestresst vom Überangebot an Haute Couture.

Kleidung als Ausdruck einer sich entwickelnden Persönlichkeit - die Ausstellung nennt diesen Abschnitt "Transition", sagt Kurator Veit Zieglmaier.

Gruppenzugehörigkeit

Der Kleidungsstil - schon ganz erwachsen, doch die Attribute wie ein bunter Ball oder Utensilien fürs Schwimmband zeigen: Wir sind noch Kinder. Den Übergang nicht in ein anderes Lebensalter, sondern eine andere geschichtliche Epoche thematisieren Irene Andessner und Robert F. Hammerstiel und inszenieren sich als historische Persönlichkeiten. Kleidung transportiert kulturelle Identität, Gruppenzugehörigkeit, besondere Lebensumstände, betont die Individualität oder umgekehrt die Gleichförmigkeit.

Die Auseinandersetzungen von Erwin Wurm mit Kleidung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung, seien es die Fotos über Zweck-entfremdete Unterwäsche oder der Versuch, abgelegter Kleidung wieder Volumen zu geben.

Die Ausstellung "Röcke tragen" wurde vorwiegend aus den Sammlungsbeständen des Museums der Moderne zusammengestellt, ergänzt um einige Leihgaben. Die Ausstellung ist im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg in Salzburg bis Anfang Juni zu sehen.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Museum der Moderne Mönchsberg ermäßigten Eintritt (EUR 2,-).

Museum der Moderne - Röcke tragen