Experte erwartet Offensive

Autobranche: Die Chinesen kommen

"Great Wall" aus Nordchina hat vergangene Woche als erster chinesischer Autohersteller eine Fabrik in einem EU-Land, nämlich Bulgarien, eröffnet. Autoexperten glauben, dass der Schritt von Great Wall nach Europa der Anfang einer großen chinesischen Auto-Offensive ist.

Mittagsjournal, 25.2.2012

Anfang in Bulgarien

"Great Wall" ist der größte Geländewagenhersteller Chinas und will in dem neuen Werk nahe der nordbulgarischen Stadt Lowetsch 50.000 Fahrzeuge pro Jahr fertigen. Der Standort Bulgarien bietet ideale Produktionsbedingungen: Löhne und Steuern sind niedrig, die Arbeiter gelten als gut ausgebildet. Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg/Essen glaubt, dass Great Wall zunächst kleine, preisgünstige Modelle für den osteuropäischen Bedarf bauen wird, nach einigen Jahren werde man dann auch größere und teurere Autos bauen und diese auch in westeuropäischen Länder verkaufen.

Wie Japaner und Koreaner

Diese Strategie könnten auch andere chinesische Hersteller anwenden, glaubt Dudenhöffer, Great Wall dürfte kein Einzelfall sein: Die Regel sei es, dass man zuerst in kostengünstige Märkte geht und dann die Qualität und Wertigkeit der Fahrzeuge steigert. "So wie das die Koreaner, Hyundai und Kia vor 20 Jahren gemacht haben, und was vor 30 Jahren mit den Japanern war ", das sei das strategische Vorgehen der Chinesen, mit dem man rechnen müsse, sagt der Experte.

Hoher Wettbewerbsdruck

Die europäischen Autohersteller sollten die chinesischen Konkurrenten durchaus ernst nehmen, so Dudenhöffer: "Das wird eine große Herausforderung." China werde einerseits in Europa produzieren, aber andererseits auch eine große Exportoffensive unternehmen. Das werde im europäischen Automobilgeschäft zu hohem Preis- und Wettbewerbsdruck führen. Die europäischen Autohersteller würden versuchen, auf die Expansion der Chinesen mit innovativen Produkten und verbesserten Kostenstrukturen zu antworten, glaubt Dudenhöffer.

Neben Great Wall haben sich auch schon andere chinesische Autohersteller nach Europa vorgewagt, wenn auch mit anderer Strategie: Geely etwa hat 2010 den schwedischen Hersteller Volvo gekauft, und Chery hat im Vorjahr zusammen mit dem italienischen Hersteller DR Motor ein Fiat-Werk in Sizilien übernommen.

Service

Universität Duisburg/Essen Homepage von Ferdinand Dudenhöffer

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