Neue CD und Konzert

Lambchop

Subtile und wohldurchdachte Arrangements, unaufgeregte, mitunter geradezu zurückhaltende Songs mit feinen Melodien: Fans bezeichnen den Stil von Lambchop immer wieder als "sanfte Eleganz", ein Stil, dem die Band auch in ihrem gerade erst erschienenen Album "Mr. M" treu geblieben ist.

Kulturjournal, 27.02.2012

Lambchop seien ganz bei sich angekommen, schreibt etwa die Deutsche Presseagentur, mit "Mr. M" knüpfe die Band nahtlos an ihren Geniestreich "Is a Woman" an, mit dem Lambchop 2002 endgültig weltberühmt geworden ist. Mit dem Album das bisher Geschaffene in gewisser Weise zu resümieren, das war auch die Intention des Bandleaders Kurt Wagner, der die Songs wieder geschrieben hat:

"Wenn du älter wirst und Verlusterfahrungen machst, dann fühlst du dich verantwortlicher für das, was du bist und was du tust. Genau dafür steht dieses Album. Vielleicht bin ich ja selbst 'Mr. M'."

Verlusterfahrungen

Nicht zufällig spricht Kurt Wagner von Verlusterfahrungen, denn vor zwei Jahren ist sein Musikerkollege und Freund Vic Chesnutt gestorben - der Singer-Songwriter, der durch einen Verkehrsunfall körperlich beeinträchtigt war, hat sich am Weihnachtstag 2009 das Leben genommen. Der Tod von Chesnutt hat Wagner so schwer getroffen, dass er sich erst einmal aus dem Musikgeschäft zurückzog. Jenen Menschen zu verlieren, mit dem er sich in Briefen über seine Musik austauschen konnte, damit habe er zunächst nicht umgehen können, meint der Musiker.

Wagner konzentrierte sich auf das Malen und begann erst allmählich, wieder Lieder zu schreiben. Ein Gemälde von Wagner - das Porträt eines Afro-Amerikaners im Zylinder - ziert nun auch das Cover des neuen Albums.

Ab nach Memphis

Die Melancholie und Nachdenklichkeit, die in den Texten und Melodien der neuen Songs liegt, fügt sich gut ins Gesamtbild von Lambchop. Deutlicher könnte der Gegensatz zur schrillen Countrymusik-Industrie von Nashville, in der die Band groß geworden ist, kaum sein.

Schon in seiner Jugend war Kurt Wagner auf der Suche nach seiner Identität - mit langen Haaren und alternativem Auftreten scherte aus dem konservativ-provinziellen Milieu seiner Heimatstadt aus und wurde mit seinen Freunden aus so mancher Bar geworfen. Als Teenager ergriff Wagner schließlich die Flucht Richtung Memphis.

"Als ich 17 war, wollte ich nur raus aus Nashville und ab nach Memphis", so Wagner. "Dort war es künstlerisch viel stimulierender. Memphis hatte eine Art kulturelles Fundament. Hier in Nashville regiert eher die Musikindustrie. Hier lässt man das Gemüse nicht gedeihen, sondern erntet und verscherbelt es noch im rohen Zustand."

Auftritt im Wiener Konzerthaus

Kurt Wagner war ein musikalischer Spätstarter. Das liegt auch daran, dass er sich ursprünglich mit seinem Beruf als Fliesenleger zufriedengeben wollte und erst recht nicht vorhatte, seine kreative Energie ganz in die Musik zu stecken.

Erst nach seiner Rückkehr nach Nashville, als Lambchop in den 1990er Jahren immer bekannter wurden, änderten sich die Pläne - die Fangemeinde weltweit ist dankbar dafür. Nach sechs Jahren kehrt die Band am Montag, 27. Februar 2012, ins Wiener Konzerthaus zurück.

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