95 Prozent für Klassik

Ungleichverteilung der Musikförderung

Gut 113 Millionen Euro beträgt das Musikbudget des Bundes. Fast 95 Prozent davon wandern in die Förderung von Klassik und traditionellem Musiktheater-Repertoire. Den Rest müssen sich alle andere Genres, also zeitgenössische E-Musik, Jazz, Volksmusik und alle Formen des Pop untereinander teilen.

Zu diesen Zahlen kommt der "Bericht zur Vielfalt der Musik in Österreich", ein Forschungsprojekt des Österreichischen Musikrates. Um dieses Ungleichgewicht im Bereich der Musikförderung zu beseitigen, fordern die Interessensvertretungen im Bereich Musik eine massive Aufstockung des Musikbudgets.

Kulturjournal, 28.02.2012

Der Österreichische Musikfonds, der vom Bund mitgetragen wird, verteilt Förderungen an Musikschaffende und unterstützt auch Live-Tourneen. 920.000 Euro beträgt sein Budget für das Jahr 2012; durch die geforderte massive Aufstockung auf fünf Millionen Euro sollen sich auch die Aufgabenfelder des Musikfonds erweitern.

So könnte er Musikschaffende künftig auch in der Vermarktung, im Vertrieb und beim Export ihrer Produkte unterstützen. Gerade für den sehr kleinen heimischen Musikmarkt sei das ein wichtiger Punkt, betont Harry Fuchs, Geschäftsführer des Österreichischen Musikfonds.

Prekäre Lage für Musikschaffende

Die Situation am österreichischen Musikmarkt ist dramatisch. Um 60 Prozent ist er in den vergangenen zehn Jahren eingebrochen. In weiten Teilen kann Musik nicht mehr kostendeckend produziert werden; Musikschaffenden wird die Existenzgrundlage entzogen und ganze Marktsegmente sterben ab.

Angesichts der prekären Lage hat sich das "Forum Musik", das der Musikrat zusammen mit dem Musikinformationszentrum mica gegründet hat, bereits 2008 an die Politik gewandt. Man initiierte eine parlamentarische Enquete unter dem Titel "ZukunftsMusik". Herausgekommen ist dabei etwa die Selbstverpflichtung des ORF, verstärkt aktuelle Musik aus Österreich zu spielen.

Losgelöster Musikunterricht

Mit dem vorliegenden Maßnahmenkatalog soll die Politik nun erneut in die Pflicht genommen werden. Dabei ist auch die Musikausbildung ein Thema. Die Autoren des Maßnahmenkatalogs fordern eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Musikschulen. Zurzeit richtet sich der Musikunterricht nach der Halbtagsschule aus und findet - losgelöst vom Schulunterricht - am Nachmittag statt. Das sei ein Auslaufmodell, so Harald Huber vom Österreichischen Musikrat.

Huber empfiehlt etwa einen Blick nach Südtirol: Dort sind die Musikschulen in das Bildungssystem integriert, und Lehrinhalte aus den Musikschulen werden offiziell anerkannt. In Österreich hat die Politik zwar bereits Zustimmung signalisiert, konkrete Schritte fehlen aber bisher.

Textfassung: Ruth Halle

Service

mica