"Sozialversicherungsregeln zu streng"
Mehr Flexibilität für EIn-Personen-Unternehmen
Vor allem Jungunternehmer haben Probleme, ihre Sozialversicherungsabgaben zu bezahlen, wenn die Geschäfte nicht so gut laufen wie erhofft. Dann droht die gerichtliche Exekution der Krankenversicherungs- und Pensionsbeiträge. Mit diesen strengen Regeln ist man auch bei der gewerblichen Sozialversicherung nicht glücklich und drängt auf gesetzliche Änderungen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 7.3.2012
Mehr Flexibilität nötig
Können Gewerbetreibende ihre Sozialabgaben von jährlich mindestens 2.500 Euro nicht bezahlen, muss die Sozialversicherung im Gegensatz zum Finanzamt sofort pfänden. Das soll sich in Zukunft ändern, verlangt der stellvertretende Obmann der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft, Peter McDonald. Denn derzeit sei es nicht möglich, Kulanzregelungen wie etwa einfach nur reduzierte Verzugszinsen zu vereinbaren. Ein neues Modell, das gemeinsam mit der Wirtschaftskammer entwickelt worden ist, soll es vor allem Jungunternehmern und Ein-Personen-Unternehmen leichter machen, sagt McDonald. Jetzt sei der Gesetzgeber, konkret Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), am Zug, um die neuen Regeln festzuschreiben.
36.000 würden profitieren
Ein wichtiger Punkt dabei: Derzeit müssen Jungunternehmer spätestens im vierten Jahr nach der Gründung ausstehende Kranken- und Pensionsversicherungsbeiträge nachzahlen. Künftig soll diese Nachzahlung bis zum sechsten Jahr möglich sein, zinsfrei und in zwölf Teilbeträgen. Von dieser Änderung würden rund 36.000 Jungunternehmer profitieren. Durch die Verhandlungen über das Sparpaket sind die Gespräche darüber aber in den Hintergrund gedrängt worden, stellt Obmann McDonald von der gewerblichen Sozialversicherung fest.
Krankengeld ab der sechsten Woche
Eine andere Lücke wird aber wohl noch vor dem Sommer geschlossen: Selbständige sollen bei Krankheit oder Unfall ab der sechsten Woche Krankenstand ebenso wie Unselbständige ein Krankengeld bekommen: Ein längerer Ausfall sei gerade für Selbständige oft existenzbedrohend, erklärt Obmann McDonald. Die Gewerbliche Sozialversicherung selbst investiert in die bessere Ausbildung ihrer Mitarbeiter und wünscht sich vor allem die Möglichkeit, in schwierigen Situation flexibler reagieren zu können.