Neue Inszenierung von David Bösch

Ibsens "Gespenster" am Akademietheater

Henrik Ibsen hat seit Anfang des Jahres auf den heimischen Theatern Hochsaison. Neben zwei Nora-Inszenierungen und seinem selten gezeigtem Werk "John Gabriel Borkmann" in der Josefstadt, kommt jetzt eine weitere Ibsen-Premiere hinzu. Am Wiener Akademietheater zeigt Regisseur David Bösch seine Version von Ibsens "Gespenster".

Kultur aktuell, 09.03.2012

Inzest, Ehebruch, Kritik an der Kirche, Verteidigung der freien Liebe, und Sterbehilfe - ziemlich viele Tabuthemen hat Henrik Ibsen mit seinen "Gespenstern" im Jahr 1881 berührt. Und die Familientragödie wohlweislich in Chicago und nicht in seiner norwegischen Heimat uraufführen lassen. Es wäre wohl übertrieben zu sagen, das Stück habe nichts an Aktualität eingebüßt, doch Regisseur David Bösch fokussiert auf die zeitloseren Eltern-Kind-Fragen und kürzt die moralisierenden Stellen drastisch ein und zeigt, "dass all diese Figuren in Lügen verstrickt sind".

Das muss auch die Witwe Helene Alving erkennen, dargestellt von Kirsten Dene, die am Vorabend des 10. Todestages ihres Mannes, dem zu Ehren ein Kinderheim eingeweiht werden soll, die Fassade niederreißt. Sie konfrontiert ihre Umgebung mit der düsteren Vergangenheit des Mannes: ihre Jugendliebe, den prinzipientreuen Pastor Manders, ihren syphiliskranken Sohn Osvald und dessen Freundin, denen sie enthüllt, dass sie Halbgeschwister sind.

Düsteres Geisterhaus

Der 34-jährige Regisseur David Bösch, der gerne mit starken Bildern, Musik und Emotionen arbeitet und der in Wien für die Erfolge von "Adam Geist" und "Stallerhof" verantwortlich war, aber auch für die wenig umjubelte "Romeo und Julia"-Inszenierung, versucht sich diesmal an Henrik Ibsen. Gemeinsam mit seinem Ausstatter Patrick Bannwart verwandelt er den bürgerlichen Gartensalon in ein düster-graues Geisterhaus - mit verhängten Möbeln, Spinnweben und riesigem Vaterbildnis mit starrem Blick. "Bannwart ist ein Atmosphärenmacher", meint David Bösch. Man wollte von dem bürgerlichen Setting wegkommen zu den Lebensschicksalen.

Neben Kirsten Dene ist Martin Schwab als Pastor Manders zu sehen, Markus Meyer spielt den Sohn Osvald und Johannes Krisch den Tischler Engstrand. Seine Tochter Regine wird von Liliane Amuat verkörpert. Ob und wie David Bösch und Henrik Ibsen zusammenpassen, das wird die Premiere am Freitag, 9. März 2012, im Wiener Akademietheater zeigen.

Textfassung: Ruth Halle

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen am Akademietheater ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

Burgtheater - Gespenster