Schimmerndes im Belvedere

Gold in der Malerei

Gold zieht sich wie ein roter Faden durch das Belvedere: von den vergoldeten Gesimsen des Barockschlosses über das "goldene Kabinett", die Sammlung mittelalterlicher Goldgrundbilder bis hin zu den Gemälden Gustav Klimts aus einer goldenen Phase. "Gold" ist nun auch das Thema einer großen Ausstellung im Belvedere.

Sie zeigt, dass nicht nur ein Künstler wie Yves Klein mit dem seit dem Jugendstil verpönten Gold arbeitete, in den letzten Jahren erfreut sich das schimmernde Material bei den zeitgenössischen Künstlern plötzlich großer Beliebtheit.

Kultur aktuell, 14.03.2012

Der sonnengleiche Glanz des Goldes ließ die Alten Ägypter denken, es sei das "Fleisch der Götter". Bis heute scheint der Glaube ungebrochen, dass das Gold seine Kraft höheren Mächten verdankt - viele kaufen Goldbarren als eine Art Lebensversicherung. Im Mittelalter verlieh man den Heiligendarstellungen mit Goldhintergrund Strahlkraft, bis das Edelmetall in der Renaissancezeit plötzlich von der Bildfläche verbannt wurde.

Obwohl sich Landschaft und Gold eigentlich ausschließen, malen die jungen Zeitgenossen heute wie selbstverständlich Landschaften in Gold. Auch greifen zeitgenössische Künstler auf die Sakralität des schimmernden Metalls zurück: Peter Murphy malte etwa die Popikone Jimi Hendrix auf Goldhintergrund. Gerhard Richter zeigt ein schlichtes Kreuz aus purem Gold, Stephan Balkenhol stellt seine in sich ruhenden, grob geschnitzten Holzfiguren auf Goldkugeln, Jan Fabre hat zu dieser Ausstellung ein goldenes menschliches Gehirn mit Flügeln beigesteuert. Und Nedko Solakov spielt mit bizarren Rahmenformen, von denen das Gold ins Bild flutet. Erstaunlich, dass es so eine Ausstellung braucht, um wahrzunehmen, dass zeitgenössischen Künstler sich nicht mehr genieren, den Werkstoff Gold zu verwenden - obwohl er seit dem Jugendstil regelrecht verpönt war.

Kunsthistorische Lücke

Auch wenn in den 1980er Jahren Künstler wieder vereinzelt zaghaft begannen, Gold zu verwenden, in der kunsthistorischen Forschung wurde der neue Trend bis vor kurzem ignoriert. Man unterschied nicht einmal, ob echtes Gold verwendet wurde oder Gold-ähnliches wie Schlagmetall, Messing, Bronze oder Goldfarbe. Selbst Museen differenzieren da nicht genau, wie Belvedere-Direktorin Agnes Husslein sagt.

Diese kunsthistorische Lücke wird nun durch den dicken Ausstellungskatalog geschlossen, der zu dieser Schau erarbeitet wurde. Nicht zufällig im Belvedere, wo man über die weltgrößte Klimt-Sammlung verfügt - mit drei bedeutenden Gemälden, in denen echtes Gold verwendet wurde: "Der Kuß", "Judith" und "Wasserschlangen".

Textfassung: Ruth Halle

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