Mitdenken soll Sicherheit erhöhen

Aufruf an kritische Patienten

Das Thema Patientensicherheit hat in den letzten Jahren einen immer größeren Stellenwert bekommen. Neu ist aber, dass auch Patienten selbst etwas dazu beitragen können: Spitalspatienten sollen künftig aufgefordert werden, sich aktiv einzumischen, um die Sicherheit in Spitälern zu erhöhen. Das ist das Ergebnis eines Pilotversuchs in zwei Spitälern in Niederösterreich.

Mittagsjournal, 15.3.2012

Aufruf zum Mitdenken

Patientenanwalt Gerald Bachinger will ein "Schutznetz der Patienten einziehen". Denn es sei schließlich der Patient, der seine Behandlung im Spital von Anfang bis Ende mitverfolgt. Und wenn ihm dabei auffällt, dass dabei eine Behandlung von einem neuen Betreuer plötzlich geändert wird - "eine rote statt eine blaue Infusion" - , soll er das aktiv hinterfragen.

Positive Erfahrungen

An zwei Spitälern in Niederösterreich, und zwar in Amstetten und Lilienfeld, wurden bereits entsprechende Faltblätter an Patienten verteilt. In fünf einfachen und übersichtlichen Punkten wird darin erklärt, wann, wo und wie der Patient nachfragen darf und soll. Das Ergebnis: 86 Prozent der Patienten sind überzeugt, dass mit ihrer Mithilfe Fehler vermieden werden können. Und immerhin 20 Prozent der Mitarbeiter gaben an, dass durch die Mithilfe der Patienten bereits Fehler verhindert werden konnten.

Mitarbeit statt Angriff

Im Bereich der Mitarbeiter der Spitäler werde noch die größte Überzeugungsarbeit notwendig sein, meint Bachinger: "Ein Patient, der aktiv ist und sich einbringen will, wird immer noch als Angriff gesehen." Statt dessen soll das nun als Beitrag dazu betrachtet werden, dass gute Produkte im Gesundheitswesen entstehen, so Bachinger.

Gefühlte Unsicherheit

Den Patienten soll mit der Broschüre Mut gemacht werden, sich zu rühren, sagt Peter Gaussmann von der Gesellschaft für Risikoberatung. Gaussmann hat in den letzten 15 Jahren 150.000 Schadensfälle untersucht. Und obwohl die Spitäler sicherer geworden seien, sei das Gefühl der Unsicherheit gestiegen, so Gaussmann. Die Rate der Klagen und Beschwerden gegen Krankenhäuser steige deutlich. Experten schätzen, dass 10 bis 15 Prozent der Fehler in Spitälern durch die Aufmerksamkeit der Patienten vermieden werden könnten.