Jeff Nichols' "Take Shelter"

Vom Sturm in der Welt

Ein Sturm zieht auf: Der Film hält die Schwebe zwischen Psychothriller und Weltuntergangsdrama. Der junge amerikanische Regisseur Jeff Nichols hat dafür Auszeichnungen auf den Festivals in Cannes, Zürich und Hamburg bekommen. Am Freitag, 23. März 2012, startet der Film in den heimischen Kinos.

Kultur aktuell, 19.03.2012

Eine Kleinstadt irgendwo im Mittleren Westen, Weizenfelder so weit das Auge reicht, eine kleine, aber glückliche Familie. Doch plötzlich wird der treusorgende Familienvater von apokalyptischen Alpträumen heimgesucht.

"Als ich begann, die Geschichte zu schreiben, hatte ich das Thema Angst im Kopf. Damals lag so eine Stimmung in der Luft, als ob irgendetwas Schreckliches unmittelbar bevorstehen würde", erinnert sich Regisseur Jeff Nichols.

Fiktive und reale Ängste

Sind es Vorahnungen, die den Mann da befallen oder erste Anzeichen einer psychischen Erkrankung? Jeff Nichols lässt die Antwort in der Schwebe und das Unbehagen gekonnt wachsen. Die Schreckensvisionen nehmen nach und nach zu und machen den Familienvater zum Außenseiter.

Er verliert den Anschluss an seine Frau und Tochter und schließlich auch seinen Arbeitsplatz. Die Angst schwelt weiter im Hintergrund, während der Film jetzt ein Sozialdrama erzählt.

"In mir stecken zwei Persönlichkeiten. Zum einen ist da der Autor, der sich mit sozialen Problemen und universellen Themen beschäftigen möchte und zum anderen der Regisseur, der sich gerne spannungsgeladene Filme wie 'Der Weiße Hai' oder 'Shining' ansieht. Und wenn man diese beiden Persönlichkeiten zusammenarbeiten lässt, dann kommt dabei ein Film wie 'Take Shelter' heraus", so Jeff Nichols über seinen Ansatz.

In den apokalyptischen Träumen des Mannes zeigt "Take Shelter" eine digitale Sturmkulisse. Wild durchzucken Blitze die drohende graue Wolkenwand, Vögel spielen verrückt und stürzen schließlich tot vom Himmel.

"Wir wussten, dass wir den Film nicht ohne den Einsatz von Digitaleffekten machen konnten. Und dann geschah dieser unglaubliche Zufall. Ich wurde den Strause-Brothers vorgestellt, die gewöhnlich Großproduktionen wie 'Avatar' mit ihren Spezialeffekten ausstatten und nicht Independent-Filme wie den unsrigen. Und genau die beiden kamen als ausführende Produzenten mit an Bord. Von dem Augenblick an wussten wir, dass Digitaleffekte, sollten sie auch noch so kompliziert sein, kein Problem darstellen würden", so Nichols.

Das Außergewöhnliche an "Take Shelter" ist es, wie der Film fiktive Ängste in reale Ängste übergehen lässt. Da verliert der von Visionen verunsicherte Mensch von einem Tag auf den anderen den Arbeitsplatz und die Krankenversicherung und fällt ganz real durch das soziale Netz. Der Sturm, der hier droht, spielt sich also weniger am Himmel, sondern vielmehr auf dem harten Boden der gesellschaftspolitischen Realität ab. Und das ist wirklich zum Fürchten.

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Take Shelter