"August Walla. Weltallende"

Walla-Ausstellung in Gugging

August Walla gilt als einer der bedeutendsten Protagonisten der Art Brut. Als Zeichner, Maler, Objektkünstler, Dichter, Fotograf und Philosoph hat er ein eigenes Universum aufgebaut. Das Museum Gugging zeigt die bisher umfassendste Werkschau Wallas.

Kultur aktuell, 27.03.2012

25 Jahre Vorbereitung

Satanas und die brave Göttin Maria, Hänsel und Gretel, Kaiser Nero und Jesus, Stalin und Hitler - maskenhafte Gesichter mit weit aufgerissenen Augen und gefletschten Zähnen, fliegende Drachen und Pferde mit großen Brüsten bevölkern das gemalte Universum des August Walla. Hakenkreuze werden ebenso ins Spiel gebracht wie Hammer und Sichel, in phantastisch bunten Bildern, expressiv, bis zu den Rändern mit Farbe gefüllt.

25 Jahre lang, sagt Johann Feilacher, Kurator der Ausstellung, habe er Material für sein Walla-Projekt gesammelt, er hat Tausende Fotos, Aufzeichnungen und Briefe gesichtet, er hat die oft geheimen und versteckte Spuren aufgesucht, die Walla in der Landschaft hinterlassen hat und er hat seine Zeichnungen, Malereien, Radierungen und Objekte aus zahlreichen Sammlungen zurück nach Gugging geholt - für eine Ausstellung und ein vierbändiges opulentes Katalogwerk, die Walla nicht nur als Maler zeigen, sondern auch als Autor, als Text- und Schriftexperimentator, als Aktionskünstler, Fotografen und - als Philosophen. Schier endlose Textzeilen hat er verfasst und eine eigene polytheistische Mythologie entwickelt.

Alles wurde bemalt

1970 war der Psychiater Leo Navratil auf den damals 34-jährigen August Walla aufmerksam geworden. Nach einer Selbstmordandrohung war er in die Klinik nach Gugging bei Klosterneuburg gekommen.

Mit einem kleinen Leiterwagen, mit dem sie durch die Gegend streiften und diversen Sperrmüll einsammelten, waren August Walla und seine Mutter in Klosterneuburg stadtbekannt. 1983 zogen die beiden schließlich im Haus der Künstler ein. Dort setzte Walla seine künstlerische Arbeit fort.

Er bemalte alles, was ihm unter die Finger kam: Türen und Wände, Bretter und Kübel, Bäume und Steine, Tische, Sessel, Töpfe und Lampen. Und nackt, mit seinen Werken posierte er vor der Kamera seiner Mutter. Den Kontakt zur Kunstwelt hat Walla niemals gesucht, erzählt Johann Feilacher, ja: "Kunst interessierte ihn überhaupt nicht".

August Walla. Weltallende. Die Ausstellung wird am 28. März 2012 im Museum Gugging bei Klosterneuburg eröffnet. Das Katalogwerk zur Ausstellung ist im Residenz Verlag erschienen.

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Museum Gugging