Kommission will Zulassung erlauben

Riesen-Lkw "Gigaliner" als Streitthema

Umweltschützer und auch die österreichische Regierung sind gegen die "Gigaliner" genannten Riesenlaster, weil man negative Folgen für Verkehrssicherheit fürchtet. Ein Kompromissvorschlag der Europäischen Kommission, dass sich die Mitgliedsstaaten selbst aussuchen können, ob sie Riesen-Lkw zulassen, ist im Europäischen Parlament heftig umstritten.

Morgenjournal, 27.3.2012

Raimund Löw berichtet aus Brüssel

Kein EU-weites Verbot

Nach Meinung der Spediteure helfen die Riesen-Lkw Treibstoff und Kosten zu sparen. Aus drei Lastwagen, die mit Anhänger 18 Meter lang sind, werden zwei Gigaliner mit 25 Meter Länge, das senke auch die Belastung für die Umwelt. Die EU-Kommission will es jetzt den Mitgliedsstaaten überlassen, ob sie diese neuen Riesen der Landstraße im grenzüberschreitenden Verkehr zulassen, so EU-Verkehrskommissar Sim Kallas im Europaparlament: "Diese langen Lkw sind viele Jahre in Finnland und Schweden erfolgreich eingesetzt worden. Aber Notwendigkeiten und die kulturelle Traditionen sind unterschiedlich . Wir sollten keine gesamteuropäische Regel aufstellen."

Zu hohe Kosten

Gegen diese Lockerung des Nein zu Gigalinern in der EU laufen die österreichischen Europaabgeordneten parteiübergreifend Sturm. ÖVP-Abgeordneter Hubert Pirker warnt vor einer massiven finanziellen Belastung der öffentlichen Hand, falls überlange Lkw sich durchsetzen. Umbaumaßnahmen für Parkplätze und Tunnels würden in Österreich 5,4 Milliarden Euro an Kosten verursachen, so Pirker.

Innovationsbremse

Die Gegenposition vertritt Parteikollege Dieter-Lebrecht Koch von der deutschen CDU. Die EU solle sich nicht als Innovationsbremse erweisen. Dass Gigaliner ein einigen Ländern fahren dürften und für andere dann entkoppelt oder umgeladen werden müssten, das sei "einfach sinnlos".

Österreichs Abgeordnete für EU-weites Verbot

Auch Abgeordnete, das sonst so gerne auf nationale Selbstbestimmung pochen, verlangen gegen lange Lkws mehr Macht für Brüssel. FPÖ-Europaabgeordneter Franz Obermayr will die Gigaliner für ganz Europa verbieten. Schließlich habe man auch schon die Glühbirne verboten. Nach einer kontroversiellen Debatte im Verkehrsausschuss des Europaparlaments versucht der EU-Verkehrskommissar Sim Kallas zu beruhigen: Niemand hat vor, zum Beispiel Österreich zu zwingen, Megatrucks über die Grenze zu lassen. SPÖ-Delegationsleiter Jörg Leichtfried gibt sich damit nicht zufrieden. Denn der vermehrte Einsatz von Gigaliners in Europa würde eine Verlagerung des Güterverkehrs von der Schiene auf die Straße bewirken. Und insgesamt mehr Straßenverkehr würde auch Österreich verstärkt treffen, so Leichtfried. Der Disput um Gigaliner in der EU wird nicht so bald zu Ende sein.