ich und ich

8. April 2017, 21:58

Und weiter: "Die so entstandene Serie hält einen ungeschminkten, unfrisierten, unmittelbaren Moment fest, der wohl jedem zu eigen ist, den aber kaum jemand gerne öffentlich zeigt. Inszenierung und Konventionen der Porträtierung werden hinterfragt: Vor dem Abrücken zupft man sich noch einmal nervös die Haare zurecht, um dann ins beste Licht gerückt, mild und scheinbar entspannt in die Kamera zu lächeln. Und meine Beobachtung ist: Dieses Posen zieht sich auch durch gesellschaftliche Haltungen. Wie gebe ich mich? Wer bin ich? Bin ich Ich?"

Vanessa Hopfners Beitrag "ich und ich" ist ein Blatt aus einer weiteren Serie von Porträts: "In dieser Arbeit versuche ich, mich mit meinen eigenen 'Bausteinen' möglichst stark zu entfremden, andere Personen aus mir selbst zu gestalten. Als Ausgangsmaterial dienten mir dazu meine morgendlichen Momentaufnahmen: vom völlig Natürlichen zum völlig Fremden."

Verwendete Techniken sind dabei: Collage, Bleistiftzeichnung, Fotokopie – sozusagen analoges Fotoshopping. Inhaltlich befasst sich "ich und ich" mit verschiedenen Aspekten:

1. Sie zitiert eine Fotokopie. Eine Kopie steht für: nicht original, symbolischer Wert einer Kopie gering(er), billig zu produzieren, x-fache Ausführung möglich, genormtes Papierformat – Standard.

2. nicht original: Es handelt sich hier um ein gemachtes, erzeugtes Bild, das keinen originalen Menschen zeigt, keinen, der wirklich existiert. Das Porträt ist zusammengestückelt, collagiert.

3. Sein-Schein: Auf den ersten Blick scheint es nicht, als hätte man eine nicht-existente Person vor Augen. Sie ist präsent auf verschiedene Weise: Ihr Blick ist herausfordernd, direkt, selbstbewusst. Sie nimmt den Bildraum völlig ein. ... Männlich oder weiblich? Welchem Geschlecht die abgebildete Person zugehört, ist schwer zu sagen, kippt.

Zur Drucktechnik: Offsetdruck kommt einer Kopie (verglichen mit anderen Drucktechniken) sehr nahe, steht für kostengünstige Massenproduktion. Der materiellen Wertlosigkeit des Materials steht die Wichtigkeit des Motivs entgegen. "Von einer moralisierenden Haltung möchte ich mich jedoch distanzieren und meine Arbeit für sich sprechen lassen", so Hopfner.