Die Welt der Zahlen in "Le week-end"

Tempus perfectum

Eigentlich stand die Idee einer Serie von Sendungen rund um die Zahlen, rund um ihre reale Bedeutung als Mengenangabe ebenso wie um ihre jeweilige symbolische Leuchtkraft, ganz am Beginn der "Le week-end"-Planungen.

Beispiele gefällig?

"The One And Only - Credo in unum deum", lautet einer der ersten Einträge auf unseren vielen Skizzenblättern für Sendungsideen. Auch "8 - eine Schleife für die Unendlichkeit", "Pentagramm - fünf Zacken für ein Halleluja" und "Die heilige Dreifaltigkeit - ménage à trois" waren von Anfang an Teil der Konzeption.

Von eins bis drei

Dass die Triosonate trotz ihres Namens damals wie heute meist von mehr als Dreien gespielt wird, ist ein erster netter Widerspruch. Zwei gleichrangige Melodiestimmen und ein bezifferter Bass sind zwar die namensgebenden Drei, aber die "Bezifferung", also das Versehen der Bassstimme mit Angaben zur gemeinten harmonischen Konstellation, war von Anfang an als Orientierungshilfe für einen zusätzlichen, improvisierenden Lautenisten oder Cembalisten gedacht. Auf die Suche nach The Magic Number machte sich das Rap-Trio De La Soul gleich mit der ersten Nummer ihres ersten Albums, um zum Schluss zu kommen: "Three is the magic number".

Das dachte auch die junge Christenheit, und um diese Heilige Dreifaltigkeit zu feiern, entstanden von frühen Notaten in den Papyri von Oxyrhynchus an in jeder abendländischen Epoche Hymnengesänge ihr zu Ehren. In O lux beata Trinitas lässt William Byrd das Licht der Stimmen dreifaltig leuchten, während Olivier Messiaen die Orgel über das dahinterliegende Geheimnis sinnieren lässt: Méditations sur le mystére de la Sainte Trinité.

Und weiter zur vier

Alle Zahlen sind mit Bedeutung aufgeladen, meist kulturell verschieden gewichtet, aber immer mit einer gewissen Emotion verbunden. Um einen gelungenen und musikalischen Übergang von der Drei zur Vier zu skizzieren: Mit einem Kreis als Zeichen der Vollkommenheit wurde in der Mensuralnotation des 14. Jahrhunderts der auf der Dreiteilung der Zeit beruhende Tempus perfectum notiert; als unperfekt - Tempus imperfectum - hingegen galt alles, was in der Zeit geradzahlig geteilt wurde. Philippe de Vitry und seine Zeitgenossen ließen ihre Motetten gern in perfekter und für unsere heutigen Ohren dennoch merkwürdig und faszinierend fremd klingender Ordnung schwingen.

Text: Elke Tschaikner und Christian Scheib