Österreich-Sektion gegründet

Architektur ohne Grenzen

Nach dem Vorbild der "Ärzte ohne Grenzen" wurde vor einigen Jahren die international agierende Organisation "Architektur ohne Grenzen" gegründet. Am Mittwoch, 18. April 2012, hat sich "Architektur ohne Grenzen. Austria" im Architektur Zentrum Wien erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Gruppe österreichischer Architekten und Architektinnen hat das Ziel, Know-how für Architekturprojekte zur Verfügung zu stellen, die im Rahmen der internationalen Entwicklungszusammenarbeit umgesetzt werden.

Kultur aktuell, 19.04.2012

Traditionelle Baukonstruktionen wiederbeleben

Es wird viel gebaut in den Slums und Katastrophengebieten dieser Welt. Westliche Architekten verwenden dabei oft allzu moderne Technologien. Gut gemeint, aber nicht zielführend, meint Gunda Maurer, Gründerin und Vorsitzende des neuen Vereins. Sie sieht großen Handlungsbedarf.

Architekt Fritz Oettl hat bei Bauten in Pakistan und Montenegro die Erfahrung gemacht, dass es sehr wichtig ist, traditionelle Baukonstruktionen wiederzubeleben. So war etwa in Pakistan die Erdbebensicherheit eine große Herausforderung.

Solche Traditionen lassen sich oft nur durch gründliche Recherchen ausfindig machen. Denn durch die Landflucht verschwindet auch das handwerkliche Know-how und wird vom westlichen Stahlbauchic abgelöst. Helena Sandman, Architektin aus Helsinki, die etwa ein berufsbildendes Zentrum in Tansania und ein Frauenzentrum im Senegal gebaut hat, meint, gerade westliche Architekten könnten diese traditionellen Baulösungen, die meist billig und praktikabel sind, wieder implantieren, denn einheimische Architekten würden von der Bevölkerung nur ausgelacht, wenn sie etwa Recyclingmaterialien verwenden wollen.

Schritt für Schritt

Auch die Botschaft von Dick Vestbro aus Schweden, dem Generalsekretär von Architektur ohne Grenzen, war klar: keine Großprojekte, alles muss Schritt für Schritt gemacht werden, vor allem in Ländern in denen die Organisationen schwach sind, es keine öffentliche Unterstützung gibt und die Slumbewohner den Großteil des Baus selbst umsetzen müssen.

Der Verein Architektur ohne Grenzen Austria setzt daher auf enge Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und wird seine Forschungen nicht nur im baurelevanten Bereich, sondern auch auf dem Gebiet der Ethnologie und Soziologie anstellen.