Contra Stiglitz' "Selbstmord"-Theorie
Breuss: Euro wird überleben
Europa spart sich zu Tode, ist der US-Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz überzeugt. Europaexperte Fritz Breuss vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) glaub aber nicht, dass die EU mit ihrem Sanierungskurs wirklich "Selbstmord" begeht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.4.2012
WIFO-Experte Fritz Breuss im Gespräch mit Andrea Maiwald
Politischer Wille zur Währungsunion
Breuss ist über die Ansichten von Stiglitz nicht verwundert: "Die US-Ökonomen waren immer schon skeptisch gegenüber dem Euro-Projekt. Und jetzt sagen sie natürlich, sie hätten immer schon recht gehabt." Ein Binnenmarkt ohne Währungsunion sei aber sinnlos, daher werde die Politik alles machen, damit die 17 Euro-Länder überleben bzw. die Währungsunion noch erweitert werde.
Private Initiativen gefordert
Erst der große Schock der globalen Finanzkrise, "übrigens ausgelöst durch die Vereinigten Staaten" habe die "Spreu vom Weizen getrennt". Länder, die auch schon vorher wettbewerbsschwach waren, hätten dadurch noch mehr Probleme bekommen. Alle diese vorwiegend Mittelmeerländer, von Irland abgesehen, hätten "spezielle Faktoren für ihre Krise", so Breuss. Wachstum sei zwar jetzt ein Problem, aber man könne Wachstum auch aus privatwirtschaftlichen Initiativen generieren. Der Staat habe keine Mittel mehr. Die möglichen Maßnahmen der EU mit ihren Strukturfonds seien "sehr träge". "Intelligent sparen" könne man bei jenen Sektoren, die "nicht sehr wachstumsintensiv sind".
"Hollande wird europafreundlich werden"
Keine große Änderung für die EU-Politik erwartet Breuss, sollte in Frankreich Francois Hollande die Präsidentenwahl gewinnen. Die Achse Paris - Berlin habe in der EU immer funktioniert. Hollande werde in Europa ähnlich wie Sarkozy agieren müssen. Jetzt herrschten noch Wahlkampftöne, aber "Hollande wird europafreundlich werden und Europaintegration lernen müssen."